Die Suknei

Bereits im 13. Jahrhundert war die Mode des ärmellosen Überkleids (allgemein Surcotte, Suckenie, Ö: Suckl, Suknei), als vorwiegend „repräsentatives“ Kleidungsstück, zum Tragen über dem Rock, aufgekommen. Die um die Achsel hin eher eng gehaltenen Armlöcher vergrößerten sich bis um 1350 herumzunehmend, eine Modeform welche auch als „Höllenfensterkleid“ bekannt ist. Die Armlöcher konnten hierbei so groß werden, das im Brustbereich nur noch ein schmaler Streifen übrig blieb, welcher sich etwa in Hüfthöhe im Rockteil wieder voluminös weitete. In höheren Kreisen waren die Ärmellöcher mit Pelz eingefasst.

Als dekoratives Element finden sich im Brustbereich des Surcots eine Knopfreihe oder aber auch ein dekorativ genützter Fürspan.

Alternativ dazu gab es etwa rund um 1330/1340 ein Aufkommen des sogenannten Trichterärmels, wie man sie auch von böhmischen Quellen aus dem Zeitraum für beiderlei Geschlecht kennt. Hierbei handelt es sich um ein normales Schlupf-Kleid, dessen Ärmel etwa auf Höhe des Ellbogens tütenförmig enden, und deren Trichter mal mehr, mal weniger weit ausgeformt sind. Diese Ärmelform ist in gewissem Maße mit den französischen Löffelärmeln vergleichbar, wobei letztere wohl eine Weiterentwicklung der Trichterärmel darstellten, welche im Verlauf der Jahre um 1350 auch in Österreich stattfand. Darauf hinweisende Bildbelege in der Männerkleidung finden sich u.a  in der Lilienfelderchronik (vgl. Fol.202v.). Die Bildquellen lassen dahingehend jedoch bei der Ärmelrekonstruktion einen einteiligen Zuschnitt der Ärmel vermuten.

Beide Ärmeltypen wurden in der Regel gefüttert, besonders beliebt war hierfür im 14.Jh. ein Seidenstoff namens Zendal.

Kurz nach 1350 ist in Ostösterreich, wie Glasmalereien aus Wien bzw. dem Wiener Umland vereinzelt zeigen, die aus ausländischen Handschriften bekannten, sowie im Herjolfnesfundkomplex auch erhaltenermaßen, vorliegende Form des langärmligen Kleides mit 2 taschenartigen Öffnungen (zum Erreichen der am Gürtel darunter befestigten Beutel/Utensilien) im vorderen Rockteil, en vogue.

In der zweiten Hälfte des 14. Jh. dürften über Böhmen bzw. Italien gewisse modische Einflüsse nach Wien gelangt sein, wie bereits im tütenartig geformten Ärmel in der 1. H.des 14. Jh. beobachtbar war. Etwa um 1365/1370 bis etwa 1390 herum findet sich, wie etwas früher auch bereits in Frankreich, Deutschland etc. beobachtbar, anstelle des Löffelärmels ein am Oberarm mit einer Schlaufe fixierter (Hypothethische Annahme aufgrund fehlender Funde!) und weit nach unten hängender rechteckiger, schmaler Stoffstreifen, sog. „Tippets“,welcher auf Abbildungen grenzüberschreitend zumeist in hellen Farben, besonders oft weiß, gehalten sind.

Auch werden enge Ärmel, welche sich im Handgelenkbereich tütenartig nach außen wölben um 1380/1390 in Österreich beliebt. Kurios hier ein künstlerisches Detail an einem Glasfenster der Wiener Hofwerkstätte, welche in ihrer Gestaltung den Anschein einer Plissierung in diesem Bereich vermittelt, jedoch kann es sich wie andere Vergleichsquellen zeigen, auch um eine Cotte handeln, über der ein Surcot mit sehr breiten Ärmeln (vgl.Reimchronik) getragen wird. In den zwei vorliegenden Bildern aus dem Wiener Raum ist jedoch stets erkennbar, dass der sich wölbende Teil farblich vom eigentlichen Ärmel abgesetzt ist. Diese farbliche Absetzung zeigt sich auch in italienischen Bildern, z.B. von Burg Runkelstein, wieder. Auch hier sind vereinzelt scheinbar Faltenbildungen erkennbar.

Mit spätestens ausgehendem 14. Jahrhunderts (erste Hinweise stammen jedoch bereits von Schellen im Ärmelbereich aus der Leobner Chronik 1322, bzw. den Gedichten von Heinrich dem Teichner im 3. Viertel des 14. Jh.) dürfte auch die Kleidung im Stil der Schellenmode in Wien beliebt gewesen sein, wie die  Wiener Bürgertestamente z.B. von Katrey Wachsgiesser und Anna Ortolf uvm. um 1402 als Hinterlassenschaft belegen.

Bildquellenverzeichnis:

  • Speculum Humanae Salvationis, 1330-1340;  Cod. 2612, fol. 32v., 41r., 42v., 44v.
  • Österreichische Nationalbibliothek Wien, 1330-1340;  Cod.1198, fol.. 4v.
  • Concordantiae caritatis, 1349-1351; Cod. 151, 90v., 165v., 265r.
  • Glasfenster, Kloster Gaming (heute Stift St. Florian), um 1350, Johanna von Pfirt.
  • Speculum Humanae Salvationis, 1350-1375, cod. 1636, fol. 2v, 26v.

Alle historischen Bildquellen aus der Bildatenbank des ImaReals mit freundlicher Genehmigung des Instituts für Mittelalterliche Realienkunde Krems.

 

 

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