Scharfe Angelegenheit

17.10.2012 von Rotschopf in Korbflechten

Weil ich mich ja nun schon einige Zeit mit modernem und/oder unbrauchbarem Werkzeug herumschlage beim Korbflechten, leider aber keinerlei Funde zu Korbflechterwerkzeugen, die eindeutig als solche einzuordnen sind, kenne, musste eine Lösung her.

In Hartberg entdeckte ich unter Niko’s und Karl’s Lederwerkzeugen eine mir noch unbekannte Form des Messers, das im Grundriss eine Klinge hatte, die vorne wie eine Sichel eingekerbt ist, aber nicht die typische Halbmondform hat. Diese Messerform lässt sich hervorragend nutzen, um Leder, das ja flexibel und dennoch zäh ist, zuzuschneiden. Denn damit kann man sehr ergonomisch Zugkräfte anwenden.

Meine bewundernden Blicke müssen Karl aufgefallen sein, denn der brachte mir am Wochenende bei unserem IG14Wien Treffen so eines mit, wofür er klarerweise von mir ein mit selbigem Messer hergestelltes Korbprodukt erwarten kann. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie sehr mich das freut, endlich kann ich gescheit arbeiten!

Im Original wird dieses Messer (das übrigens unter den Begriff  „Hippe“ fällt, in der Antike aber auch gerne von der Sichelförmigen Falx-Waffe her „Falx Vinatoria“ benannt wurde) noch heute für den Rebenzuschnitt im Weinbau verwendet. Und auch historisch scheint diese Form sehr beliebt im Weinbau gewesen zu sein, man findet viele Abbildungen, wo solch eines oder ein ähnliches Messer gezeigt wird und auch einige Funde*. Klar, mit der Sichelform komme ich leicht an die notwendigen Stellen und kann dort mit ordentlichem Gripp schneiden. Im Grunde also eine ideale Form für andere Zuschnitte von dünnen, flexiblen Ästen… wie zB meiner Weiden. Es liegt auch auf den ersten Test hin sehr gut in der Hand.

Jetzt muss es nur noch ordentlich geschärft werden (da lasse ich am Wochenende meinen Dad mit dem Schleifstein ran) und dann kann ich es auch auf Praktikabilität testen.

*Siehe zB cod. 66 ; fol. 46r , Psalter aus Heiligenkreuz, Stiftsbibliothek um 1250