Färben mit Kreuzdornbeeren

06.07.2013 von Rotschopf in Anleitungen, Pflanzenfärben

Gerade in den Färberezepten des Spätmittelalters (vgl. auch diese PDF mit einer Sammlung historischer Rezepte für Färberei und Buchmalerei) sticht eine Färbepflanze bzw. Färbe“frucht“ immer wieder z.B. in der Garnfärbung , vermehrt aber als Farbpigment in der Buchmalerei hervor: Die Kreuzdornbeere.

Die unreifen, gelben Beeren färben gelb, durch Eisensulfat kann z.B. ein olivgrün erzielt werden.

Reife Beeren färben gelb, bzw. „saftgrün“.

Die überrreifen Beeren wiederum können auch dunkelrote Farbtöne abgeben.

Kreuzdornbeere

UNREIFE KREUZDORNBEEREN (200 g)

Als erstes färbte ich Seidengarn, Wollgarn, sowie kleine Seidenstoffreste von der Waidfärbung bzw. Leinen-& Wollreste in Indigo & Waid gefärbt, zu überfärben. Gebeizt habe ich mit etwa 15 % Alaun. Leinen deshalb, da ich just erst heute morgen ein PDF entdeckt habe, wonach Kreuzdornbeere für die Leinenfärberei tauglich wäre. Leider konnte ich deren Quelle durch deren  Fehlen nicht weiter überprüfen. Aber wenn man die Ergebnisse betrachtets, wundert mich das zumindest nicht mehr!

Insgesamt liegen wir bei meiner heutigen „Testreihe“ bei einer (Daumen mal pi) Materialmenge von ca. 100-200g/Zug, d.h. in etwa einem 1:1 Verhältnis; 5 Züge sind mindestens durchführbar, vermutlich wären aber noch 2-3 hellere Züge mindestens drin gewesen, angesichts der kaum veränderten Farbintensität nach 5 Zügen.

Farblich wurde das Ergebnis wie erwartet ein wunderschönes gold- bis sonnengelb je nach Zug. Überraschenderweise blieb auch das Leinen sehr stark gelblich nach dem trocknen. Waidgefärbte Seide war olivgrün, der waidgefärbte hellblaue Wollstoff richtig kitschig grasgrün.

Im 2. Durchgang wurde der Farbsud halbiert. Einem Teil wurde etwas Eisensulfat, dem anderen testweise eine minimale Menge Zinnoxid beigefügt.

Das Eisensulfatergebnis war eher enttäuschend, und ging mir persönlich zu sehr ins bräunliche auf der Seide – auf Wollgarn jedoch war das dunkle olivgrün allemal ansehnlich.

Gar nicht funktionierte die Weiterentwicklung mit Zinnoxid – weder veränderte sich der Farbsud orange (wie als Nuance bei Kremer Pigmente angegeben), noch nahm die Wolle einen orangen Touch an. Vermutlich liegts daran, dass Zinnoxid evtl. eine andere Aufbereitung zur Lösung bräuchte (evtl. Salpetersäure/Salzsäure?) …Das Internet erwies sich jedoch als sehr unergiebig in der Hinsicht. Naja, dann wird künftig orange eben durch eine Kombination mit Rotholz oder Krapp ausprobiert – es muss nicht immer mit Chemikalien gearbeitet werden!

Kreuzdornbeere

„Hexenküche“. Kreuzdornbeerensud, bzw. mit Eisensulfat

Kreuzdornbeere

Kreuzdornbeere auf Leinen. Links normal, mittig mit Eisensulfat, rechts auf einem Indigogefärbten Leinenstoff.

Kreuzdornbeere

Farbvergeich Billasackerl – Kreuzdornbeere auf Leinen.

Kreuzdornbeere

Kreuzdornbeere auf Seide und Wolle (alles mit Waid gefärbt). links mittelblauer Seidenstoff –> oliv; mittig hellblauer Seidenstoff –> grasgrün, rechts hellblauer Wollstoff –> grasgrün.

Kreuzdornbeere

Kreuzdornbeere auf Seide. Braunfärbung ergab sich durch die Weiterentwicklung mit Eisensulfat (statt dem erwarteten olivgrün)

Kreuzdornbeere

Kreuzdornbeere auf Wollgarn. Rechts Eisensulfat – Olivgrün mit braun-Einschlag, mittig 5. Zug. Rechts 4. Zug.

Generell bin ich jedoch sehr begeistert von der Kreuzdornbeere, besonders auch von der enormen Ergiebigkeit der ansich recht kleinen Menge und der intensiven, wunderschönen Gelbnuance derselben!

Nächstes Mal wirds definitiv einem Stoff an den Kragen gehen – das Giftgrün ist einfach der Hammer!!!