Licht in die Dunkelheit – Kerzentalg Herstellung

12.05.2019 von Rotschopf in Anleitungen, Equipment und Sachkultur, Historisches Kochen

Ihr kennt vielleicht unseren früheren Artikel zum Auslassen von Rindertalg für Talglichter. Nach guten 8 Jahren Veranstaltung hatten wir den letzten Rest unseres selbstgemachten Talgs verbraucht und brauchten neue Vorräte (natürlich hatten wir dazwischen auch noch reinen Talg zugekauft).

Da bot sich unsere Veranstaltung in Bärnau wunderbar an. Ich hatte 5 kg Rinderkernfett beim Metzger bestellt.

Die Fleisch- und Sehnenteile habe ich so gut es ging herausgeschnitten, so dass nur die weichen Fettteile übrig blieben. Wobei man hier wirklich nicht so genau sein muss, diese Teile werden im Anschluss ohnehin ausgesiebt.

Das Ganze wird dann aufs Feuer gestellt mit ein bisschen Wasser darin (optional), damit die Erhitzung nicht zu schnell passiert und das Fett unten verbrennt.

Und dann steht das da mal so ein paar Stündchen am Herd, je kleiner die Brocken, desto schneller geht es. Zuerst siehts aus wie Suppe…

…. dann tritt oben langsam das Fett zutage, das auf dem Wasser schwimmt. Und schließlich ist das Wasser ganz verdampft und das Ganze riecht und sieht auch aus wie eine Frittöse und man hört das charakteristische Blubbern von kochendem Fett.

Ab hier wird es gefährlich. Die Hitze muss runter und man muss ständig vorsichtig und langsam rühren, denn sonst braten die Gewebereste unten am Kesselboden fest und es entstehen Gasansammlungen, die plötzlich nach oben treten können und kleine Explosionen im Fett verursachen. Und wenn man nicht aufpasst, kann das zu bösen Verbrennungen führen.

 

  

Wenn die Fettanteile endlich ganz aufgelöst sind und die Gewebereste zu kleinen festen Bröckchen verbruzzelt, dann kann man den Topf vom Herd nehmen und das Fett seihen. Dazu reicht ein normales Sieb, wers ganz besonders haltbar machen möchte, kann aber auch noch mal ein festes Seihtuch verwenden.

  

Der Talg sieht flüssig eher braungelb aus, wird aber dann beim Erkalten fast weiß. Wir haben den größten Teil des Talgs in alte Tontöpfchen abgefüllt, die wir nicht mehr brauchen können (konkret weil die Formen für uns nicht korrekt sind und einer kaputt geworden ist). Mit einem Spatel kann man dann da hervorragend den Talg rausholen auf Veranstaltung. Und dann haben wir auch gleich noch mal unsere Lampen angefüllt.

  

Und so wunderbar sieht das dann im kalten Zustand aus. Die Konsistenz ist in etwa die von Butter. Für das Kerzenziehen etwas zu weich, aber mit ein bisschen Zusatz von Kerzenwachs würde das auch wunderbar gehen. Mit etwas Salz kann man das Ganze noch haltbarer machen, aber wir hatten den letzten Talg jetzt 8 Jahre lang, großteils ohne Kühlung und alles war ok. Selbst wenn er ranzeln sollte, er ist ja eh nicht zum Essen da und auch ranzig brennt er noch immer hervorragend.

 

 

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