Horn am Gürtel? – Neue Erkenntnisse

01.04.2013 von Rotschopf in Kunst, Literatur und Quellenrecherche

In letzter Zeit waren unsere Artikel ja eher rar, aber hierfür muss man sich schon ein bisschen Zeit nehmen. Beim Durchstöbern von einigen Bilddatenbanken neulich fiel uns diese Abbildung in die Hände. Seht ihr, was mir hier aufgefallen ist?
Sie stammt aus der Biblia Pauperum (zw 1310 und 1320, St Florian Stiftsbibliothek), die vor allem bekannt ist für ihre vielen verschiedenen schwarz-weiß aber auch kolorierten Kopien und Ausgaben, die im Laufe der Zeit immer neu gestaltet wurden, aber alle einem einzelnen Vorbild folgen.

Zur Info: „Biblia Pauperum“ bedeutet Armenbibel und ist natürlich nicht nur für dieses Werk reserviert, solche Bibeln wurden überall in Europa hergestellt und dienten vor allem zur Veranschaulichung von Bibeltexten durch große Bildinhalte statt langer Texte, sie richteten sich also vornehmlich an (Bildungs-) ärmeres Publikum.

bp

Die Bildrechte des Originals liegen beim Institut für mittelalterliche Realienkunde. Bild bearbeitet von Georgie Retzer.

Ja, was soll ich dazu sagen? Ich bin zugegeben verblüfft und leicht schockiert, denn ich kenne einige Darstellungen von Rufhörnern des Mittelalters, aber so etwas hab ich noch nicht gesehen. Das Horn hängt eindeutig aufrecht in der Schlaufe, nicht wie alle Rufhörner an einem langen Henkel mit 2 Aufhängungspunkten. Könnte das der Beleg für das von uns immer belächelte und verspottete Trinkhorn am Gürtel sein? Vielleicht werden wir uns in Zukunft revidieren müssen mit vorschnellen Verurteilungen?
Was meint ihr?