Gedrechselte Holzdosen & Holzteller

28.08.2012 von Rotschopf in Kleidung, Realien

Das Wort Büchse stammt vom griechischen „pyxis“, für eine aus Buchshbaumholz gedrechselte Arzneibüchse, ab und wurde durchs lateinische „buxis“ in unseren Sprachgebrauch eingebürgert.

Konische Holzdosen sind im Fundgut des 13.-15. Jh. im europäischen Raum immer wieder anzutreffen. Sie dienten vermutlich zur Aufbewahrung von Nahrungsmitteln, Arzneibedarf, Küchenkräutern und Gewürzen, also festen, getrockneten oder pulverisierten Substanzen. In den Basler Beschreibbüchern finden sich als Füllung Safran, Kümmel und Muskatnuß, aber auch Salz.

Aber auch kleine Haushaltsgerätschaften wurden in den Büchsen aufbewahrt, wie z.B. Nähnadeln, Geschirr und Besteck, in entsprechend dem Inhalt angepassten Proportionen. Weiters fanden teils auch Edelsteine, Korallen, Silber oder Geld seinen Platz bei Bedarf darin.

Holzdeckel sind im Fundgut eher seltener. Im Freiburger und Konstanzer Fundgut finden sich konische oder zylinderförmige Steckdeckel.  Aber auch aus anderen Ländern und Städten liegen vergleichbare Funde vor, wobei die Ausformung des Deckels von flach bis mit Knöpfen versehen variieren konnte.

Beispiele aus Fundkatalogen:

  • The medieval Household (Londonfunde), 614-620 datiert für 1270-1350: Dosen- bzw- Deckelfunde aus Buche  bzw. Erle, Eiche (?)
  • Latrine des Freiburger Augustinerkloster, Ahornholz, 13.-15. Jh. (2 Farb-Abbildungen in Stadtluft, Hirsebrei und Bettelmönch S. 315; Fundkatalog Tafel 14 & 15)
  • Holzfunde aus dem mittelalterlichen Schleswig, S. 63-69; 13.-14. Jh.; vorwiegend Ahorn, z.Teil auch z.B. Pappel, Erle, Rotbuche
  • Stadtarchäologie in Freiberg. Holzfunde. 13.-15. Jh.

Die Wahl des Kirschholzes als Materials hing mit dem Holzvorrat zur Herstellungszeit der Dosen zusammen. Die Verwendung von besonders Kernobstholz als Drechselholz ist jedoch nicht unbekannt gewesen, auch wenn es nur wenige Funde dazu gibt bzw. dieses zum Teil auch schwer als solches identifizierbar/unterscheidbar sind.

 

Kirschholz, Durchmesser der Dosen ca. 5cm, Höhe (Ohne Deckel) ca. 7cm und 6cm

 

Weiters angelehnt eine aus Ahornholz gedrechselte Schüssel an die Funde aus Freiberg/Sachs, datiert auf das 13.-15. Jh.

Vergleichsfunde gibt es jedoch zahlreich in oben erwähnten Fundkomplexen.

Höhe ca. 5cm, Dm ca 16cm

 

Aufgrund der Häufigkeit der Funde nehmen wir an, dass diese Gefäß-Typen auch in Wien existiert haben. Leider gibt es dahingehend keinerlei wirklich brauchbare Belege zu Holzfunde für Wien im Mittelalter (mit Ausnahme einiger Löffelfunde im Umland); Hinweise über Holzfunde im  hiesigen Augustinerkloster konnten wir aufgrund fehlender Publikation bzw. Ansprechpartner bis dato nicht erfolgreich nachgehen, wir versuchen es jedoch weiter, in der Hoffnung dahingehend konkretere Informationen zu den Holzfunden, vielleicht auch zu Tellern und Dosen, aus dem Spätmittelalter in Wien zu erhalten.