Talglichter herstellen

08.04.2012 von Rotschopf in Anleitungen, Handwerk, Realien

Da wir im Zuge der Keramikbestellung auch Talglichter bestellt hatten, musste nun die passende Füllung her. Und so nutzten wir dieses Osterwochenende, um unser Vorhaben auch in die Tat umzusetzen!

Als Material diente uns Rinder-Kernfett (beim Metzger erhältlich auf Bestellung, ca. 1,5-2 €/kg). Falls ihr, wie wir aufgrund von Terminen, nicht gleich zum Auslassen kommt, empfiehlt es sich das Fett einzufrieren bzw. im Kühlschrank aufzubewahren – je nach Dauer bis zum Auslassen.

Das Fett muss zum Auslassen erstmals in möglichst kleine Teile zerschnitten werden. Je kleiner umso schneller schmilzt das Fett! Am besten nützt ihr einen alten Kochtopf, da es eine ganz schön fettige Angelegenheit wird, und das Fett bereits beim Schneiden überall klebt

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ca. die Hälfte des Fetts war da schon zerschnitten….

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…. Anfangs ists ein ekliges „Gulasch“

… aber langsam klart die Flüssigkeit auf, und die Fettteilchen lösen sich  auf bzw. sinken allmählich ab.

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Der Praktikabilität halber und weil es sich bei der Kälte dieses Wochenende anbot, nützten wir den Kamin in Rolands Haus als Hitzequelle, bei schönem Wetter empfiehlt es sich jedoch das ganze im Freien durchzuführen, da der Gestank ganz schön nervig und unangenehm sein kann – besonders auf engem Raum schwirrt einem da schneller der Kopf!

Zum Auslassen selbst gibt es 2 Möglichkeiten. Die einen sagen, dass einfach nur das Fett geschmolzen werden soll, andere wieder greifen zu ein wenig Wasser. Auch wir haben, da wir 10 kg (MASSLOS ÜBERSCHÄTZT!!! Fürs nächste Mal reichen 2-3 kg max.) Fett auslassen wollten, zu ein paar Gläsern Wasser gegriffen. Nach etwa 2-3 Stunden fing der Talg an klar zu werden und das überschüssige Wasser war verdampft. Ihr erkennt sehr genau ob der Talg bereit zum Abfüllen ist wenn ihr etwas Talg an einem Löffel abrinnen lasst (klare Flüssigkeit), bzw. die Farbe sollte ein reines „Honig/Uringelb“ haben. Je länger ihr das ganze Köcheln lasst umso mehr werdet ihr sehen, dass sich, besonders bei (wie bei unserem) schon recht sauberen Kernfett, die Fettteile beinahe komplett auflösen, wir hatten von den 10 kg Kernfett schlussendlich knapp 2-3 Finger hoch nur die „Überreste“, wie Sehnenteile etc. Bis es soweit ist, kann aber schon einmal 4-5 Stunden oder länger dauern.
Nicht vergessen: Immer wieder umrühren, um ein Anbrennen zu vermeiden!

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Zum Abseihen haben wir neben einer Lage Leinenstoff einen alten, aber dafür perfekt geeigneten, Farbfilter benützt. Ansonsten empfehlen sich 2-3 Lagen Leinen, um so reinen Talg als möglich zu gewinnen und dadurch zu verhindern, dass die Lichter unnötig stinken.

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Der Talg wird nach einiger Zeit hart und cremeweiß, für die Aufbewahrung für längere Zeit empfiehlt sich der Kühlschrank bzw. ein kühler Ort (Keller z.B.).
Als Docht dienten uns Reste des Hanfgarns vom Zeltnähen. Wir haben, da es das erste Mal ist, ein wenig getüftelt wie der Docht liegen muss, um eine ausreichende Brenndauer zu garantieren. Nach einem ersten Brennversuch des kleinen Talglichts von etwa 3,5 h (ca. 25% der befüllten Talgmenge verbraucht)ergab sich als praktischste Lösung das Legen des Dochts in Schleifen. Erfahrungen von der Rosenburg wenige Wochen später ergaben, dass am Idealsten ein großes Stück roher Flachs grob mit den Fingern verzwirnt und eingelegt wird!

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EDIT: Mittlerweile ist unser ungeschlagener Dochtfavorit gerollter Leinenstoff, den man grob zusammenbindet mit ein bisschen Faden.

Aber sollte der Docht nicht mehr brennen ist es jederzeit möglich in den vom Brennvorgang geschmolzene Talg einen neuen Docht zu legen bzw. bei Bedarf auch frischen Talg nachzufüllen, indem einfach ein Löffel Talg aus einem Vorratsglas in die brennende Lampe gefüllt wird.

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Wie bereits oben erwähnt, hatten wir am Ende viel zu viel Talg, weshalb wir nach dem Befüllen aller Talglichter auch noch über ein Dutzend Marmeladegläser mit Talg befüllten.