Herrenausstattung von 0 auf 100 – Teil 2, Bruoch

10.02.2015 von Rotschopf in Anleitungen, Kleidung

Für die Rekonstruktion einer passenden Bruoch hab ich mich mangels Funden an diversen Abbildungen orientiert. Vom Modell her sind sie alle sehr sehr ähnlich, etwa knie- bis oberschenkellang und oben etwas überweit.

Lombardei um 1365-1370
Interessantes Detail des Bruchengürtels und der Befestigung der Hosen

Buttigliera Alta, Italien um 1410
ein mit Knebel befestigter Beinling und Bruchengürtel Detail

Anatomia of Guy de Vigeganot um 1345
ein mit Knopf befestigter Beinling an der Bruoch

Unbekannt, Beinlinge und Bruche

Smithfield decretials um 1300 – 1340
gewickelte Bruochen

Rutland Psalter um 1260
interessantes detail am Bein, wo scheinbar Bänder die Bruoch zusammen halten

Holkhalm Psalter, England um 1350

Sammlung von Bruchenbelegen auf Larsdatter.com

Diverse Theorien zur Reko von Bruchen

Unsere Seite zum Thema Herrenunterwäsche

Sehr interessante Reko hochmittelalterlicher Bruchen aus einem Stück Tuch 

Hier sieht man eine Variante mit hochgebundenen Lappen (?)

1250 Inghilterra, Cambridge, Trinity College, Ms. R.16 sieht stark wie die Thursfield-Reko aus?

Psalter of Jean de Berry, Paris um 1369

Da die allermeisten gefundenen Hosentypen davor und danach eine Zwickellösung zeigen (zwei Beinröhren und ein recht- oder dreieckiger Zwickel in der Mitte), habe ich mich für die Zwickellösung entschieden, die von Purrucker und Lehnert empfohlen wird und die man auch in einer französischen Handschrift erkennen kann (Archives Departementales du Nord, Musee 342, Folio 45 recto), von der ich aber leider noch zu wenig weiß, um euch hier näheres zu sagen und für die ich keine ausreichenden Bildrechte habe, um euch einen Scan zu zeigen :-(
Bitte schaut es euch einfach selbst an im Buch „Le costume médiéval de 1320 à 1480: La coquetterie par la mode vestimentaire XVIe et XVe“ oder ihr schreibt mir *zwinkerzwinker*

20150209143809_00001 20150209143809_000011

Material ist weißes Leinen, ich habe einfach ein rechteckiges Stück Leinen in der Mitte eingeschnitten wie auf dem Schnittschema und den „Latz“ nach oben und die Beinteile nach innen geschlagen. Dabei muss der Latz gar nicht breit sein wie hier, sondern kann auch viel schmaler als die Hosenbeine sein.

Dann hab ich den Latz und die oberen Teile der Hose vernäht, unten habe ich die Beine offen gelassen, weil man das auf vielen Abbildungen so sieht. So kann man sie nacher schön umeinander schlagen und in die Beinlinge stopfen.

Den obersten Teil der Zwickelnähte hab ich offen gelassen und nur die Ränder versäubert, so kommt man später an den Gürtel im Tunnelzug heran und kann die Beinlinge an genau diesen Schlitzen an den Gürtel anhängen. Auch das sieht man auf Abbildungen ganz gut.

DSCN6013 DSCN6015

Sie beult noch etwas um die Hüfte, das liegt and der modernen Unterwäsche drunter. Der Gürtel soll dann beim Tragen idealerweise im Kanal des Zwickeleinsatzes verschwinden.

„Sexy ist anders.“ befand der Träger. :-)

Ja, ansonsten kann man dazu eigentlich nicht viel sagen, weiter geht es demnächst mit dem Pfait!

 

Die anderen Teile der Serie:

Teil 1 – Recherche

Teil 2 – Bruoch

Teil 3 – Hosen

Teil 4 – Pfait

Teil 5 – Gugel

Teil 6 – Rock