Wäsche waschen im Mittelalter – ein Praxisversuch

23.07.2013 von Rotschopf in Anleitungen, Hygiene und Kosmetik, Kleidung, Rekonstruktionen

Vor kurzem habe ich euch ja einen kleinen Abriss zum Wäsche waschen im Mittelalter gepostet. Nun, auf der Kanzach vergangenes Wochenende, bot sich – in Zusammenarbeit mit Nini –  die Möglichkeit, unser geballtes theoretische Wissen auch einmal praktisch auszutesten.

Vorranging haben wir diesmal das Thema Weißwäsche sowie Bleichmethoden erprobt.

In den letzten Wochen hatten Nini und ich bereits fleißig bei jeder Gelegenheit Asche gesammelt, wobei es sich als eher schwer herausstellte, reine Buchenasche aufzutreiben bzw. in solchen Mengen zu verbrennen, das man damit auch arbeiten könnte. Somit hatten wir am Ende ein buntes Gemisch aus Buchen-, Obstbaum- und Nadelbaum-Asche. Zwei gut gefüllte kleine Säckchen haben jedoch mehr als ausreichende Dienste geleistet!

Wenige Tage vor der VA hatte ich daheim als Versuch bereits damit begonnen, immer wieder die Aschesäckchen in einem Kübel mit heißem Wasser zu übergießen, welches einfach immer wieder neu erhitzt wurde. Als wir nun den Kübel auf der Kanzach am Samstag öffnete, war die Flüssigkeit darin entsprechend sehr seifig. Zudem lagerte sich auch, kaum war das Wasser erhitzt ein seifenartiger Schaum an der Oberfläche ab, welcher sich jedoch mit einem Stück Tuch gut abseihen ließ.

Nachschub an Lauge lässt sich aber auch gut ohne großen Aufwand „spontan“ herstellen – evtl. ist diese dann nicht so stark konzentriert, aber doch ausreichend für unsere Zwecke gewesen: Hierfür nehme man die Aschesäckchen, weiche sie in einem Eimer in Flusswasser (oder was grad zur Hand ist) einige Minuten ein, drückt die Säckchen dann aus und gibt sie in einen 2. Eimer. Der erste Eimer wird inzwischen mit frischem Wasser aufgefüllt und dann wird solange gewartet bis die Aschepartikel abgesunken sind. Das klare Wasser oben wird dann vorsichtig in den Topf geschüttet und erhitzt. Diese Prozedur lässt sich fast unendlich oft wiederholen!.

Die Weißwäsche kam danach in den Topf, und wurde dort eine Zeit lang ruhig gekocht, ehe sie rausgenommen und mit dem Wäschebleuel bearbeitet wurde. Tatsächlich löste sich Dreck wie z.B. Erde/Ruß dadurch relativ gut aus der Wäsche; nur die „verfluchte Rabenstein“-Erde aus Ninis Kleid wurde zwar heller, aber – wo schon die moderne Waschmaschine versagt hatte – konnte nicht mehr wirklich reinweiß werden.

Nini hatte im Vorfeld ein wenig zum Thema Bleiche recherchiert, und zusätzlich zur normalen Sonnenbleiche wollte sie noch testen, wie weit eine Molkelösung bei der Bleiche hilfreich sein könnte. Hierfür wurden die ausgewrungenen Tücher in der Lösung etwas eingeweicht, und danach in der Sonne flach auf der Wiese aufgelegt.

So wurde je nach Bedarf die Wäsche gekocht, gebleicht, gespült, gekocht, gebleicht, gespült etc.

Zusätzlich testeten wir auch ein wenig die Zutaten zur Fleckbekämpfung aus, wie Ochsengalle, Verjus, Eidotter, Seife und Sand. Während letztere beiden sehr gute Ergebnisse bei der Weißwäsche garantierten (auch wenn Sand dem Stoff leicht schaden kann, gerade wenn er bereits angegriffen und brüchig ist!), scheinen die ersteren drei Mittel eher längere Einwirkzeiten benötigen bzw. waren auch unser Flecken wohl nicht richtig für deren Wirksamkeit (kein Fett und so *snüff*) – und ganz ehrlich: Bei Brandflecken – wie wir nachher erfuhren dass das gewesen waren – wären wohl Hopfen und Malz völlig verloren gewesen.

Als Seife kam Schmierseife als auch meine selbst hergestellte – und überraschenderweise nun auch wirklich brauchbare! – Seife auf Olivenölbasis zum Einsatz. Leider konnten wir keine Talgseife testen da sowohl meine als auch Ninis Versuche dahingehend sich bis dato als „Epic Fail“ herausgestellt hatten – dieses Thema wird noch einiges an „Nachforschungen“ erfordern.

Zum Spülen kam uns der angrenzende Bach zu Hilfe – der „coolste“ Arbeitsplatz des Wochenendes bei den gut 30 Grad Celsius im Sonnenschein. Also Röcke gerafft und hinein ins Kühle Naß – und am Ende war die Wäsche zwar ausgespült, wir jedoch pitschnass an den Säumen.

Fazit: Obwohl wir anfängliche Bedenken hatten, dass die Aschelauge evtl. gelbliche Spuren auf dem Stoff hinterlassen könnte, müssen wir sagen, wir waren sehr positiv von der Aktion überrascht: Die Wäsche kam tatsächlich blitzweiß und sauber heraus; selbst Flecken die zum Teil von der Waschmaschine nicht beseitigt werden konnten, erfuhren durch die Prozedur eine gewisse Aufhellung. Das Bleichen selbst war auch durch die Sonne sehr positiv – auch wenn dahingehend definitiv mehr Tage noch idealer gewesen wären!

Auch unsere Wäschebleuel leisteten uns gute Dienste – hier war ein längerer Griff jedoch beim Schlagen definitiv von Vorteil was das Spritzen des Wassers dabei angeht.

Trotzdem: Waschen ist mühselig, und die mehrmaligen Wiederholungen des Prozesses haben ihn nicht unbedingt zeitsparend gemacht!

Danke Nini für die fachliche als auch tatkräftige Unterstützung bei der eintägigen Waschaktion und hoffentlich auf eine baldige Wiederholung!

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