Kloster der Predigerbrüder (Dominikaner)

Direkt neben Maria Rotunda, in der Postgasse 4, befindet sich das Wiener Dominikanerkloster. Der Babenbergerherzog Leopold VI. lernte den erst 1216 in Toulouse gegründeten Orden der Dominikaner während des Albigenserkreuzzugs in Südfrankreich kennen und holte ihn um 1226 nach Wien, wo er ihnen ein Hospiz in der Bäckerstraßenvorstadt (zu der Zeit noch zwischen Wienfluss und und der damals noch im Bereich Rotenturmstraße verlaufenden Stadtmauer) zuwies. Wien stellte somit eine der ältesten Niederlassungen der Predigerbrüder dar. Zugleich spiegelt sie die Wirtschaftskraft und die steigende Bedeutung Wiens der damaligen Zeit wider.

Das Hauptinteresse der frisch gegründeten Gemeinschaft galt dem Ausbau der Gottesdienststätte: Die kleine Kapelle, welche an das Hospiz angeschlossen wurde bald durch einen Kirchenbau ersetzt. Danach wurde das Konventgebäude ausgebaut. Zwischen 1290 und 1300 wurde das ursprünglich nur die Gebäude um den Kreuzgang umschließende Areal bis zum Stubentor vor ausgeweitet. Im 14. Jahrhundert wurde die Kirche neuerlich umgebaut, das Kloster selbst wuchs und gedieh unter dem Beistand der Familie Habsburg, welche bereits im 13. Jh. durch die Zusicherung von Privilegien den Lebensunterhalt der Dominikaner sicherte: Ihnen war von Rudolf I. seit 1278 gestattet täglich eine bestimmte Menge Holz umsonst aus dem Wienerwald holen zu dürfen. Erneuert wurde auch das Privileg des Passauers Bischof für den kostenlosen järhlichen Bezug einer großen Menge Salz aus den Salinen in Gmunden. Diese Privilegien wurden über Jahrhunderte hinweg bestätigt und erweitert und die Verpflichtungen aus dem Salzprivileg erst von der  1. Republik durch eine einmalige Zahlung abgelöst.

Im Zuge der rudolfinischen Universitätsgründung 1365, stellten die Dominikaner Lehrpersonal sowie Studenten. Noch älter jedoch ist das eigene Ordenstudium der Dominikaner vom 13. Jh. bis Ende des 18./19. Jh..

Im Verlauf Türkenkriege und der Reformationszeit sowie den darauffolgenden Jahrhunderten wurde das Kloster von Zerstörungen und Krisen gebeutelt, wurde jedoch nie aufgelassen. Während des zwischenzeitlichen Höhepunkts im 17. Jahrhunderts wurde das Klostergebäude ebenso wie die anliegende Kirche, „zum Schandfleck verkommen“, dem damaligen Zeitgeschmack nach barockisiert und im Verlauf dieser Umbauarbeiten alle Reste gotischer Malerei und Baukunst vermauert.

Heute birgt das Kloster trotzdem noch einige der schönsten mittelalterlichen Relikte Wiens:

Architektonische und Malereifragmente des Hoch- und Spätmittelalters. Diese Überbleibsel aus dem Mittelalter wurden 1997/98 bei Renovierungsarbeiten überraschend freigelegt und bieten einen eindrucksvollen Anhaltspunkt hinsichtlich der Ausgestaltung des Klosterareals zwischen dem 13. und 15. Jh..

Die Innenwände des Kreuzgangs waren farblich gefasst. Bestandteil der originären Wand war die im Westflügel freigelegte Fugenmalerei, ein schwarzer Fugenraster auf hellgrauem Grund. Insgesamt zählt die Westmauer sieben dieser in dieser Technik verzierten kleinen Fensterschlitze. Daneben ein 1930 freigelegter und dabei veränderter spitzbogiger Portalrahmen aus dem 14. Jahrhundert. Auf sekundäre Veränbderungen geht die Kapitelsaalfassade im Ostflügel zurück. Das hochgelegene rundbogige Trichterfenster ist ein Rest der Originäranlage, doch in diese wurden bald nach Fertigstellung und Bemalung der Wände die Fassaden für einen größeren Kapitelsaa eingefügt. Heute zeugen das freigelegte breite, rundbogige, im Profilierungsmuster nach spätromanische Portal sowie die schon der Gotik zugekehrten Doppelfenster noch von dem Übtergang der lokalen Architektur in die gotische Formensprache um 1250/60.

Aus der Zeit um 1270 ist der Fries mit den Kreuzmedaillons im Süd- (fünf nachweisbar) und Westflügel (2 erhalten, insgesamt 9 nachweisbar) zu betrachten. Als Untergrund wurde eine gelblich-weiße Kalkschicht aufgetragen, wodurch die Kreuzgänge ein helleres Aussehen erhielten. Die Medaillons sind geometrisch verschieden und mit doppelter Kreisrahmung sowie zweifarbigen, geständerten und in unterschiedliche Kreuzarmenden auslaufenden Kreuzen gestaltet. Vermutlich handelt es sich dabei um Memorialbilder für verstorbene Wohltäter.

Im westlichen Teil des Südflügels ist das Fragment eines gotischen Trichterportals, im Stil der mendikantischen, dekorreduzierten Architektur freigelegt worden. Es stammt wahrscheinlich aus dem beginnenden 14. Jh.. Im 15. Jh wurde das Portal gelb gefasst.

Auf 1320/1340 datiert sind zwei Freskofragmente im Süd- und Westflügel. Bei dem Fragment des Westflügels handelt es sich um eine Darstellung der Anbetung der Könige, bei jenem an der Südwand um einen Marientod. Die relativ gut erhaltene schwarzweiß-Vorzeichnung lässt noch ungefähr die Thematik und Ausarbeitung der ansonsten farblich weitgehendst zerstörten Fragmente erahnen. Da nicht alle Kreuzmedaillons den Fresken weichen mussten, wird davon ausgegangen dass es sich bei den Bildern um Votivbilder von Stiftern handelt.

Ein Rest eines Passionszyklus ist noch in 2 Medaillons aus 1442 an der nördlichen Kreuzgangwand erhalten. Im Linken ist die Gefangennahme Jesu mit dem Judaskuss abgebildet, auf dem rechten ein Ecce Homi und die Verleugnung Petri.

Der Torborgen im östlichen Teil der Nordwand stammt wohl aus der 2. Hälfte des 15. Jh., die erhaltene Fensterfront der Hofseite vermutlich aus der 2. Hälfte des 15. Jh..

Belege in Primärquellen:

19. September 1268 – Der Guardian der Minoriten und den Komtur der Dominikaner informieren König Ottokar (über die Streitigkeiten? vgl. 1269) zwischen dem Schottenkloster und der Pfarre St. Stephan. [MB 29b, 484 Nr. 98.]

13. Juli 1269 – Erwähnung zweier Wiener Dominikaner [MB 29b, 493 Nr. 102. -]

23. Juli 1300 – Beendigung der Streitigkeiten zwischen den Wiener Dominikanern, dem Konvent des Stift Klosterneuburg und Probst Hadmar [Fischer, Schicksale 2, 315f. n. 125 -; Stift Klosterneuburg]

1. August 1349, Neuburg – Warnung an die Minoriten und Dominkaner vor den Irrlehren des Magister Johannes Polliacus, besonders in der Beichtpraxis, sowie Bekanntgabe der entsprechenden Bulle Papst Johannes XXII. vom 25. Juli 1321, in welcher diese Irrlehren verdammt werden. [P. Landulf Honickel, Minoritenkonvent Wien Archivinventar, 1970]

5. April 1377 – Das Dominikanerkonvent bekommen 10 Pfund vermachtet [Wiener Stadt- und Landesarchiv, Regesten Bürgerspital]

10. März 1389 – Verkauf eines Weingartens [Udo ARNOLD/Marian TUMLER, Die Urkunden des Deutschordenszentralarchivs in Wien. Regesten I-III (=Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens 60/I-III, Marburg 2006- 2009) Nr. 2520]

20. Februar 1402 -Geldgeschenk unter der Bedingung einer Seelenmesse mit Vigil unter Anwesenheit von 2 Deutschordensbrüdern[Udo ARNOLD/Marian TUMLER, Die Urkunden des Deutschordenszentralarchivs in Wien. Regesten I-III (=Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens 60/I-III, Marburg 2006- 2009) Nr. 2744]

30. August 1402 – Stiftung eines Seelgeräths [Repertorium XIV/4 Bd. 2 fol. 82]

26. November 1350, Avignon – Papst Klemens VI. gibt gibt auf Wunsch der Dominikaner und Minoriten in Wien dem Erzbischof von Salzburg und den Bischöfen von Brixen und Gurk die Urkunde Papst Johannes XXII. vom 25. Juli 1321 bekannt, in welcher die Irrtümer des Johannes Polliacus besonders dass jeder dem presbyter Ordinarius beichten müsse und dass die Absolution der Klostergeistlichen ungültig sei,verdammt wurden [P. Landulf Honickel, Minoritenkonvent Wien Archivinventar, 1970.]

17. Jänner 1370, Bern – Der Ordensobere der Dominikaner, Elias, erläßt in 13 Punkten ordinationes für alle Ordensmitglieder in der deutschen Provinz. [Ferdinand Hutz, Die Urkunden des Stiftes Vorau 1161-1600 (Quellen aus den steirischen Archiven 1, Graz 2000) Nr. 155]

 23. September 1409 – Burgrechtzins auf ein Haus unter den Hafnern [Udo ARNOLD/Marian TUMLER, Die Urkunden des Deutschordenszentralarchivs in Wien. Regesten I-III (=Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens 60/I-III, Marburg 2006- 2009) Nr. 2879]

14. August 1413 – Der Prior und das Konvent der Dominikaner quittieren dem Komtur Michel und dem Deutschen Haus zu Wien für 80 Pfund Wiener Pfennige als abbezahlte Schuld, welches Geld Hans Schönknecht zu einem ewigen Jahrtag den Dominikanern unter der Bedingung gegeben hat, daß am Jahrtag zwei Deutschherren zu Tisch geladen und ebenso ein jeder Priester im Dominikanerkloster einen großen böhmischen Pfennig erhalten solle. (vgl. 20. Februar 1402!) [Udo ARNOLD/Marian TUMLER, Die Urkunden des Deutschordenszentralarchivs in Wien. Regesten I-III (=Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens 60/I-III, Marburg 2006- 2009) Nr. 2938]

 16. August 1422 – Papst Martin V. beauftragt den Propst von St. Stephan zu Wien, die Bitte der Lorenzerinnen daselbst hinsichtlich der Befreiung ihres Klosters von der Inspection durch die Wiener Dominikaner zu prüfen [Repertorium XIV/4 Bd. 2 fol. 102]

Quellen:

Dominikanerkirche Maria Rotunda. Wien. Schnell Kunstfhrer Nr.1516, 4.Aufl., 2011

http://www.dominikaner-wien.at

Weitere Literaturquellen findet ihr im Skriptorium

Da wir nur nachts die Gelegenheit hatten, den Kreuzgang zu besichtigen, sind die Bilder leider nicht ideal belichtet, es sollte aber doch einen Eindruck vermitteln, was dieses Kloster beherbergt.

Der Kreuzgang ist nur im Zuge besonderer Veranstaltungen besichtigbar bzw. 2-3 mal im Jahr z.B. im Rahmen der „Langen Nacht der Kirchen“.