Blog
Es ward im Jahre unseres Herrn 2020, da kamen die Reenactor in Scharen zusammen zu Hochwang, um sich des Lebens zu erfreuen, sich die Bäuche vollzuschlagen und ihre sterblichen Körper im Wasser der Günz von allen Sünden zu befreien, auf dass die widerlich‘ Seuch‘ an ihnen vorbei geh’n möge. Dort ward ich Zeuge, wie die Jungfrau Helena, vom brennenden Feuer des heiligen Geistes durchströmt, dem Teufel garselbst im Körper eines fürchterlichen Untiers, einem Dachs nicht unähnlich entgegentrat und siegreich aus diesem Kampf zwischen Himmel und Erde, zwischen Licht und Dunkelheit hervortrat. Von Ehrfurcht ergriffen ergatterte ich ein Stück ihres blutigen Kleides und brachte es heim nach Wien, ihm ein Behältnis herzustellen, das dem bezeugten Wunder gerecht werden könne. So sehet, was ich ersann’….
Mehr Bilder, weniger Text habe ich mir vorgenommen. Also los:
(mehr …)
Kurz und knackig diesmal: Ein neues Haarbändchen ist entstanden, inspiriert von einem in den London Funden enthaltenen Band aus der 1. Hälfte 14. Jahrhundert.
Bei diesem Haarnetzprojekt habe ich gleich mehrere Ideen, die ich lange hegte, ausprobiert.
Vielleicht erinnert euch noch an meinen ersten Versuch an einem Herrenhaarnetz für meinen Kollegen Karl.
Damals war ich nicht wirklich zufrieden mit der Form des Netzes. Nach einigen Tests und Diskussionen mit anderen Netz-Nerds in dieser sehr empfehlenswerten Haarnetzgruppe hier hatte ich endlich den passenden Hinweis bekommen, wie die Form näher an die Abbildungen heran kommt.
So ganz allgemein empfinde ich mich ja in Klamotte nicht grade als Schönheit. Meine Darstellung ist die meiste Zeit eine einfache, meine Kleidung ist daher zweckdienlich und den historischen Vorbildern nachempfunden, das muss reichen und die moderne Ästhetik muss dafür hintanstehen. Alles fürs Hobby.
Aber wenn ich mir schon meine Mähne nehmen lassen muss, das einzige, was meinem Gesicht eine Struktur gibt, dann will ich wenigstens, dass das auf eine möglichst ansprechende Art und Weise passiert :-)
Und so hab ich aus diesem wunderschönen dunkelvioletten Seidengarn von Marled Mader aka. Archäotechnik textile Fläche ein neues Haarnetz gebaut, versehen mit kleinen Perlchen.
3 Jahre. So lang hab ich dieses blöde Haarnetz jetzt mitgeschleppt, immer mal wieder ein paar Maschen gemacht, dann wieder die Motivation verloren, in die Ecke geworfen, beim nächsten Mal wieder rausgeholt. Jetzt ist es endlich fertig. Etwas über 20 000 Knoten hab ich reingemacht.
Unsere Vereinskollegin Viki hat jüngst mit meiner bescheidenen Hilfe ein tolles Unterkleid mit Stützeffekt für die Mitte des 14. Jahrhunderts umgesetzt und mir erlaubt, einen kleinen Artikel zu verfassen, in dem ich das Konzept dazu erkläre.
Seit 7 Jahren trage ich nun also meine naturfarbenen, praktischen Kleider und verrichte den Tag über schmutzige Arbeiten, schmier meine dreckigen Hände in die Wolle und flicke hier und dort meine Mottenlöcher und Risse.
Irgendwann will ich aber auch mal so hübsch und farbig rumlaufen wie die Kollegen im Verein und drum kündigte ich nun seit einigen Jahren an, ich werde mich nun auch mal endlich an meine Mittelschichtlerin machen, meine Bürgerin. Und nachdem die Kollegen jetzt 3 Jahre nur geschmunzelt haben und „Jaaajaaa, du mit deiner Bürgerin“ gesagt und ich ein Jahr mit der problematischen Bestellung des passenden Stoffes rumgeschissen hab, konnte ich endlich das Kleid umsetzen.
Durch einen Post von Zeitensprung habe ich schon vor einiger Zeit darüber nachgedacht, dass ich ja eigentlich auch einmal so ein Nackenrollen-Kissen bräuchte für meine historische Bettsituation. Und nun endlich habe ich auch eins für mich umgesetzt.
- Tod Mariens, um 1370, Altar von Schloss Tirol, Innsbruck, mit freundlicher Genehmigung von Imareal
- König David und Abischag, um 1336, cod. 168,I, fol. 175r, Benediktinerstift St. Lambrecht, mit freundlicher Genehmigung von Imareal
- Geburt des Hl. Nikolaus, um 1475, Filialkirche St. Nikolaus, Klerant, Südtirol, mit freundlicher Genehmigung von Imareal