Die Unterkleidung

Niderhemd /Phait /Pfayd/ Phayt

Das Wort „Phait“ (bzw. je nach Quelle und Zeitstellung auch Niderhemd /Phait /Pfayd/ Phayt)

findet sich als Bezeichnung für das sogenannte Leibhemd/Unterkleid in zahlreichen Wiener Testamenten des ausklingenden 14., beginnenden 15. Jahrhunderts. Das Phait ist die unterste Schicht, die Mann und Frau tragen. Bei den Männern reicht es etwa bis zum Knie bzw Oberschenkel, bei den Frauen bis zum Knöchel.

Beispielsweise im Pinzgau wird das Wort nach wie vor verwendet, und zwar mit weibl. Artikel: die Pfoad – heute ist damit nur mehr das Herrenhemd gemeint, früher war auch das Unterhemd der Frauen darin eingeschlossen. Ethymologisch liegen die Ursprünge für diese Bezeichnung wahrscheinlich u.a. im mittelhochdeutschen Pfeit.

Als Material diente in erster Linie aus hygienischen Gründen (Waschbarkeit) weißes Leinen, aber auch Seide ist in höheren Kreisen vorstellbar.

Vom Schnitt her handelt es sich um einen einfachen, auf geometrischen Formen aufbauenden Zuschnitt aus Rechtecken und Dreiecken. Mit der 2. Hälfe des 14. Jahrhundert geht in der Oberbekleidung die Tendenz  weg vom Schlupfkleid und immer mehr hin zu einer körperangepassten Form. Möglicherweise damit zusammenhängend gibt es bereits mit etwa dem 1. Viertel des 14. Jh. (ungesichert!), spätestens allerdings um 1370/1380 erste Nachweise für ärmellose Unterkleider (z.B. Burg Rhanis, Wenzelsbibel), primär im Kontext von Badeszenen, wodurch nicht eindeutig nachweisbar ist, ob es sich bei dieser Phaitform um ein im Alltag oder ausschließlich zum Baden getragenes Kleidungsstück handelt. Die in den Wiener Testamenten vereinzelt aufscheinende Bezeichnung „achslphait“  oder aus 1413 stammende „badpfayd“ könnten allerdings auf diese Unterkleidart hinweisen.

Unterwäsche

Unterwäsche wie ein BH oder Unterhosen sind als Textilfund frühestens um 1400-1440 herum nachweisbar. Ab dann gibt es aus Lengberg, Tirol in größeren Stücken erhaltene Büstenhalter. Die dazugehörigen Unterhosen aus dem Laufe des 15. Jahrhunderts sind nicht definitiv einer Frau zuzuordnen, und ähneln im Zuschnitt den seitlich geschnürten Unterhosen der Männer,wie man sie auf diversen Kreuzigungsszenen aus dem 15. Jahrhundert, kennt. Auf Abbildungen bzw. Holzschnitten des Spätmittelalters (v.a. 15. Jh.) finden sich zwar vereinzelt Szenen mit einer mit Unterhose bekleideten Frau, bei den Werken handelt es sich aber immer um „Verkehrte Welt“-Darstellungen und sind daher nicht als Quelle nützbar. Da vor dem 20. Jhdt auch weiterhin keine Damen-Hygiene-Wäsche außerhalb der Monatshygiene benutzt wird, wäre eine solche Unterhose auch eine historische Ausnahmeerscheinung. Aus diesem Grund ist das Thema Unterhosen vorläufig weiterhin ein unlösbares Rätsel.

Im mittelhochdeutschen Schwankgedicht „Ritter Beringer“ heißt es beispielsweise über die Frau des Protagonisten: „sy hieß sattlen ouch ein pferd, was wol. XX. marck wert. daruff sy sich schier schwang – kein bruch gurtel sy nit zwang – und kam schnelliglichen dar.“

Hier übrigens eine gute Seite mit Hinweisen zu Bruststützen ab dem Hochmittelalter

Strümpfe

Die Frauenstrümpfe ähnelten den Hosen der Männer, endeten aber etwa in Kniehöhe. Mit einem Band wurden sie unterm Knie fixiert um ein Verrutschen zu vermeiden. Als Material wurde Wollstoff in Köperbindung genützt, welche den Strümpfen durch einen Zuschnitt quer zum Fadenlauf ausreichend Elastizität gab, um gut zu sitzen.

Bildquellenverzeichnis:

  • Concordantiae caritatis, Lilienfeld, 1349-1351; Cod. 151, 244v.

Alle historischen Bildquellen aus der Bildatenbank des ImaReals mit freundlicher Genehmigung des Instituts für Mittelalterliche Realienkunde Krems.

 

 

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