Unterkleidung

Niderhemd/Pfayt:

Das Wort “Phait” findet sich als Bezeichnung für das sogenannte Leibhemd/Unterkleid in zahlreichen Wiener Testamenten des ausklingenden 14., beginnenden 15. Jahrhunderts und hat sich bis heute als „Pfoad“ im niederösterreichischen Dialekt erhalten. Das Phait ist die unterste Schicht, die sowohl Mann als auch Frau trugen. Es reichte beim Mann etwa bis zum Knie, im Verlauf des 14. Jh. und in Zusammenhang mit den zunehmend kürzer werdenden Röcke wurde auch das Pfayt langsam kürzer.

Als Material diente in erster Linie aus hygienischen Gründen weißes Leinen, aber auch Seide ist in höheren Kreisen vorstellbar. Der Schnitt hat sich im 14. Jh. noch nicht großartig verändert, nach wie vor stehen geometrische Formen im Vordergrund: das Phaytaus 2 Rechtecken, welche an den Längsseiten durch jeweils 2 rechtwinkelige Dreiecke („Gêren“) zusätzliche Weite erhielten, auch die Ärmel sind in ihrer Grundform Rechtecke. Zur Erweiterung des Umfangs im Bereich des Oberarms konnte ein kleines Stoffquadrat eingefügt werden.

 

Männermode belege Bruche

 

Die Bruoch:

Die „Unterhose“ des Herrn wird als „Bruoch“ bzw. modern „Bruche“ bezeichnet. Bis ins 14. Jh. hinein erinnert die aus Leinenstoff füllig gefertigte Bruche stark an eine moderne Boxershort. Reichten die Beine der Bruche im 13. Jh. noch fast bis zur Wade, so verkürzten sie sich im 14. Jh. immer mehr, bis diese gegen Ende des 14. Jh. nur noch knapp bis zum halben Oberschenkel reichten. Gehalten wurde die Bruche durch einen in einem Tunnenzug befindlichen Bruchengürtel an der Hüfte. An diesem Bruchengürtel wurden die Befestigungsschnüre der Hosen (siehe „Hosen“) befestigt.
Erst mit dem 15. Jh. kamen davon auch Varianten auf, die an einen modernen Tanga erinnern. Solch eine knapp gehaltene Unterhose mit seitlichen Schnürungen finden sich nicht nur in der Ikonographie, sondern existieren auch als Textilfund: 2012 entdeckten Wissenschaftler in Lengberg, Tirol die Textilie in einer Zwickelfüllung.

 

Hosen

Obwohl bereits in der Spätantike die Hose in moderner Form bekannt war (vgl. Thorsberghose) und sich für mehrere Jahrhunderte erhalten hatten, bestanden die Hosen spätestens wieder ab dem 11./12. Jh. sprichwörtlich aus einem „Paar Hosen“ (vgl. auch englisch „trousers“), d.h. sie waren in ihrer Funktion zweigeteilt. Als Material kam vorrangig Wollstoff in Köperbindung zum Einsatz, im klerikalen als auch hochadeligen Bereich sind jedoch in Fund und Text auch die Verwendung von Seide nachweisbar. Nicht selten waren letztere Hosen auch aufwendig bestickt.

Köperbindungen haben den Vorteil, dass sie, in einem 45°-Winkel zum Fadenverlauf geschnitten, über eine sehr gute Dehnbarkeit verfügen, wodurch sich die Hosen sehr eng an die Haut anschmiegen und dem Ideal des schlanken Beins entgegenkommen.

Vom Zuschnitt wurden die Hosen im 14. Jh. meist aus 2 Teilen gefertigt: einem das Bein eng umschmiegenden Röhre, welche unter der Ferse zusammengenäht wird, sowie einem halbovalen Vorderfußteil, welches ebenfalls entlang der Fußunterseite zusammengenäht werden. Das prominenteste Beispiel für Hosen des 14. Jh. ist der entsprechende Fund des Bockstenmannes aus Schweden; weitere Fragmente aus dem 14. Jh. kennen wir auch aus dem Grönländer Herjolfnes-Komplex.

Im Zusammenhang mit den Hosen steht auch der von König Eduard III. 1348 gestiftete englische „Hosenbandorden„, dessen Name sich von dem von den Frauen getragenen Strumpfband ableitet, und diesen als sein „Attribut“ in die englische Männermode einführte. In Österreich sind Bildquellen dazu sehr selten, aus der 1.H. des 14. Jh. existieren jedoch zwei Handschriften (cod. 730, cod. 32), ebenso wie aus der Wenzelsbibel von 1387, die dieses Strumpfband auch in der regionalen Männermode zumindest als bekanntes, wenngleich auch wohl nicht häufig genutztes, Accessoire präsentieren.

Als sich ab den ca. 1360-Jahren die Oberkleidung der Männer immer mehr verkürzt, muss auch die Trageweisen der Hosen neu definiert werden: Erst ändert sich die Befestigung der Hose. Wurde diese anfangs noch mit Nestelschnüren direkt am Bruchengürtel befestigt, birgt nun auch die Oberbekleidung zunehmend Befestigungsvarianten (vgl. Pourpoint des Charles de Blois).

Aus dieser Zeit stammt von Teichner in seinem Gedicht über die Verteuerung des Leders der Hinweis, wonach diese Nesteln aus Leder gefertigt sein konnten. Zudem wurden es immer mehr, um die Hosen korrekt enganliegend zu  spannen:

„… und auch von der manig der pant / das da hosnestel sint genannt / das was ettwann genug an zwain / nu sind ir sechs und acht gemain / und pey zwelfen hat ain man / da wirt das leder tewrer van / …“  (Teichner B 179 b., v. 12-18)

Als jedoch diese noch kürzer wird, wodurch die Bruoch „skandalös“ hervorblitzte, macht die Mode gegen  Ende des 14. Jh. eine Verlängerung der beiden Hosenbeine zur Abdeckung des Hinterteils nötig, und in weiterer Folge wachsen beide Teile mit einem Verbindungssteg zu einem Teil zusammen. Diese deutliche Veränderung kann man im österr. Raum beispielsweise an den um 1400 gemalten Wiener Neidhartfresken, aber auch bereits in der von 1387 stammenden Wenzelsbibel (z.B. cod. s n 2643, fol. 204) beobachten.

 

Männermode belege1