Spinnen von Wolle und Flachs

Das Prinzip des Spinnens ist leicht erklärt, erfordert es doch einfach nur das Verdrillen tierischer oder pflanzlicher Fasern, um einen Strang zu erzeugen. Es geht mit der Erfindung des Gewebes Hand in Hand.
Das Werkzeug des Spinners ist die Spindel, ein dünner Stab, der im unteren Teil mit einer sogenannten Spinnwirtel, einem Gewicht, welches die Spindel länger in Drehung hält, versehen ist. Ein grob gedrehter erster Ansatz des Fadens wird an der Spindel befestigt und diese sodann in Drehung versetzt. Dadurch verdrillen sich die Fasern, die der Spinner aus der Masse eines Faserbüschels herauszieht, zu einem Strang. Bevor dieser weiter verwendet wird, muss er meist noch mit einem zweiten, gegengleich verdrillten Faden verzwirnt werden, welcher resistenter als ein unverdrillter Faden ist.
Verspinnen lässt sich jede Faser, die nicht zu glatt und zu kurz ist.
Im Mittelalter lassen sich vor allem Flachs, Schafwolle und Seide nachweisen, aber auch Nesselfasern sind nicht unbekannt. Hin und wieder findet auch Baumwolle Erwähnung, abhängig vom kulturellen Hintergrund der Quelle aber entweder als absolutes Luxusgut oder als höchst minderwertige Faser.
Um 1350 herrscht die Handspindel noch immer vor, auch wenn es Abbildungen eines ersten Spinnradtyps, dem handbetriebenen Spindelspinnrad, bereits mit dem 13. Jahrhundert gibt. Es stellte jedoch keine wesentliche Erleichterung des Spinnvorgangs dar. Erst das – zunächst von alteingesessenen Handspinnern verteufelte – fußbetriebene Flügel-Spinnrad erhöhte im Laufe des 15. Jh. die Geschwindigkeit des Spinnens so sehr, dass die Textilproduktion neue Zeiten beschreiten konnte.

 

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