Rückblick auf die Rosenburg 28.4.-1.5.2012
Heiß. Definitiv zu heiß! Anders kann man den Gesamteindruck unseres 1. Lagers kaum formulieren. 25-30 Grad und eine glühende Sonne, die nach wenigen Minuten bereits einen heftigen Sonnebrand versprach, hatten es in sich!
Wir hatten unser Lager gleich neben den Eulenspielern auf der Aussichtsterrasse der Rosenburg aufgeschlagen, bestehend aus 2 Einmastzelten und Baldachin.
Anita & Christoph von Mundilfaris unterstützen uns hierbei auch dankenswerterweise im Aufbau und fanden es dann gleich so gemütlich bei uns, dass sie bei uns für das lange Wochenende um „Asyl“ ansuchten
Mühselig wurden dann noch einige Strohballen sowie Holz vom anderen Ende des Geländes angeschleppt, doch am Ende stand das Lager soweit präsentabel.
Nach einer Sturmwarnung am Sonntag mittag/nachmittag bauten wir unseren davor dachartig im Dreieck abgespannten Baldachin spontan zu einer schräg aufgebauten Plane um, nachdem uns das Gestänge drohte, um die Ohren zu fallen – keine schöne Erfahrung, aber gut, wir hatten mit solchen Problemen gerechnet, immerhin waren Zelt & Baldachin erstmals aufgestellt worden.
Jedenfalls machte sich unser „McGyver“-Roland dann gleich daran, am Sonntag auch eine Absperrung rund ums Lager zu improvisieren um zu verhindern, dass uns weiterhin alle Besucher hinterm Baldachin unbeobachtet in die Zelte hineinlaufen bzw. sich am heißen Färberkessel verletzen könnten
Resultat: Ein „Blairwitch-Project“-Zaun, der so manche Eulenspielerin gruseln ließ (das nächste Mal mit Smiley-Garantie, versprochen )
Besuchermäßig waren lt. Information des Veranstalters ein Rekord von etwa 10.000 Personen für das ganze Wochenende gezählt worden. So bildeten sich auch um unser Lager regelmäßig Trauben von interessierten Kindern und Erwachsenen. Besonders beliebt das Färben (wir färbten an dem Wochenende mit Saflor, Birke & Eichenrinde) und das Korbflechten. Die Leute staunten sehr häufig, wie farbenfroh das Mittelalter doch gewesen war, und wie stark v.a. Pflanzenfarben leuchten können! Aber auch das Spinnen begeisterte so manchen Besucher!
Roland arbeitete an einem Paar Trippen, Andrea nähte, wob Nestelbänder und zwischendurch wickelte sie ein wenig Goldlahn.
Besonders nett: Eine Besucherin, welche uns bereits auf der Clam gesehen hatte, bat uns gleich um einen Nadelbindeworkshop
Auch Färbeworkshop-Interessenten gab es den einen oder anderen, inklusive 2 private Angebote für den Aufbau unserer Färbestation bei Platzbedarf. Top!
Leider jedoch hatten wir immer wieder den Eindruck, dass sich das Interesse des Gros der Besucher an einer historischen Darstellung, welche auf viel Hintergrundwissen basiert, auf der Rosenburg selbst eher in Grenzen hielt. So beobachteten wir häufig Familien, deren Kinder ganz neugierig auf das Lager zugingen und die Wolle etc. bestaunten, aber auf die Frage „Was tun die da?“ zu ihren Eltern nur gleich schnell weitergezogen wurden… Und das, obwohl wir mit Einladungen die Sachen anzugreifen, Blickkontakt, Zurufen etc. versuchten, das Eis zu brechen.
Negativ für uns waren einige von uns beobachtete lebensgefährliche Situationen, welche an eine Verletzung der Aufsichtspflicht grenzen, besonders im Umgang mit Waffen. Z.b. 2 VS-Kinder, welche mit Schaukampf-Schwertern und nur mit einem Halsschutz gerüstet auf einander einschlugen; Kinder die neben ihren Eltern statt auf der Bogenbahn auf den Weg mit Pfeilen schießen, wo sonst Leute auch vorbeigehen; ein pubertierender Junge, der auf seinen kleinen Bruder (4-5 J.?) mit einem Schwert einschlug, vor dem sich der Kleine nur mit einem Holzschwert wehren konnte, wobei der Ältere die Hiebe so weit ausholte, dass dadurch neben seinem Bruder auch noch die um ihn herumtollenden Kinder in Lebensgefahr war. Oder die typischen „Hooligoth“-Exempel mit geschliffenen Sensen offen in Kinder-Kniehöhe tragend… Da vergeht einem seriösen Darsteller, selbst einem der aktiv nichts mit Schaukampf zu tun hat, angesichts dieser Gleichgültigkeit bei Eltern als auch Umfeld, der Humor.
Kontrolle bei den Verantwortlichen der Veranstaltung bzw. der Kassa wären wünschenswert gewesen um solche, gottseidank glimpflich ausgegangenen, Situationen von vornherein vorzubeugen.
Positiv hervorheben wollen wir noch die ausgezeichnete Verpflegung für Darsteller. 3 mal täglich gabs ein Essen, welches verglichen mit anderen Erfahrungen wahrlich Gasthaus-Qualität hatte; 2-3 wechselnde Speisen pro Mahlzeit, mittags ein tolles Salatbuffet dazu, das Frühstück mit Marmelade, Wurst, Käs, Semmel, Striezel, Brot, Kaffee & Tee war auch 1A – fürs Nutella hatten wir zum Glück im Vorfeld selbst gesorgt.
Auch ansonsten war das Rundherum für die Darsteller sehr gut organisiert und präsentiert. Definitiv beispielhaft für manch andere VA.
Unser besonderer Dank gilt auch der Reinigungskraft, welche gleich am Samstag auf Rotschopfs Sonnenbrand aufmerksam geworden, von da an jeden Tag mit der Bepanten-Creme ins Lager kam und darauf achtete, dass das Mädel auf jeden Fall im Schatten saß!
Auch mit den Eulenspielern ergab sich so manches gemütliches Gespräch bzw. Kontakt – auch wenn abends bisweilen die Gehörnerven strapaziert wurden mit „Knallrotem Gummiboot“ & Co
Und es hat uns natürlich sehr gefreut bei einigen der Truppe eine schöne Entwicklung in Richtung anspruchsvoller Darstellung feststellen zu können!
Programmmäßig gab es auch für die Besucher am gesamten Areal viel zu sehen und zu hören und zu erleben – kurz ein Fest, welches ständig in Bewegung war, und wo der Eintrittspreis nach Strich und Faden gerechtfertigt war!
Insgesamt hat es uns an Spaß also nicht gemangelt! Am Samstag hatten wir Gentes Danubii-Besuch von Anita, RenGer, David und Thorsten. Besonders David hatte sich in seine improvisierte Bettlerdarstellung in den zwei Wochen seit dem ersten Andenken seines Besuchs bei uns auf der Rosenburg richtig hineingesteigert und kam bei den Besuchern offensichtlich sehr gut an. Er wirkte auch als „Gromi“ stimmig und setzte wirklich viel Herzblut in seine „fehlgebildeten“ Füße!
Christoph und Anita von Mundilfaris hatten wie schon oben erwähnt bei uns um „Asyl“ angefragt, und wichen schlussendlich nicht mehr von unserer Seite und so kam es zu vielen interessanten Recherche-Gesprächen, aber auch zu einem Austausch über das sich entwickelnde 14.-Jh.-Projekt, welches durch die beiden nun wieder ein wenig anwachsen wird (mehr dazu folgt noch, wir wollen euch aber dahingehend noch ein wenig auf die Folter spannen ^^)
Wie ausgemacht stießen am Mo auch Andi & Niko zu uns, und wie es nunmal „“A“-Fetischisten “ tun, verbrachten wir die letzten zwei Tage dann mit Fachsimpelei vom Frühstück bis zum Abendessen, dem (eher erfolglosen) Versuch, sich dem „Märchen und Abenteuer“-Charme der VA anzunähern bzw. einen Weg zu finden, den Leuten die Angst vor der Recherche zu nehmen, und einfach vielen Spaßereien.
Kurz: Für uns ein zwar vom (eigenen, doch sehr hohen) Anspruch her zwar eher ernüchterndes Fest, aber durch das traumhafte Wetter, einige interessante Besuchergespräche, nette Plaudereien mit anderen Lagergruppen und den vielen netten Gäste im Lager bzw. auch die immer tiefer werdenden Kooperation hinsichtlich des 14. Jahrhunderts, vier wunderschöne Tage mit einigen AHA-Effekten und tollen Sagern!
Vielen Dank der Rosenburg-Organisation für die Möglichkeit am Fest teilzunehmen und für die beinahe perfekte Rundum-Umsorgung von uns Darstellern.
Und hier die Fotos. Leider sind diese aufgrund der extremen Lichtverhältnisse sehr überbelichtet worden
Jedenfalls fängt jetzt für uns quasi wieder der Winter an