Kinderspielzeug
Über Kinderspielzeug geben die Quellen nur bedingt Aufschluss, besonders wenn man nach Hinweisen auf die ersten Lebensjahre sucht.
Auf vielen Abbildungen zum Thema Spielen findet man vorrangig Erwachsene, welche mit Begeisterung Tätigkeiten ausführen, welche wir heute als Kinderbeschäftigungen bezeichnen würden: Schneeballschlachten, Ballspiele, Baseball,…
Trotzdem gibt es einige Funde und Bildquellen, die auf Spielzeug, welches auch oder vorrangig von Kindern genutzt wurde hinweisen, beispielsweise aus dem italienischen Raum. Dazu zählen:
– Würfel & Knöchelchen: vgl. hierfür auch Pieter Bruegel d.Ä. zwar nicht mittelalterliche, sondern um 1560 entstandene Gemälde „Kinderspiele“
– Spielfiguren/Schachfiguren: aus Ton, Knochen, Elfenbein v.a., in figürlicher oder kreisförmiger Form.
– Figuren in menschlicher oder tierischer Form: aus Ton, Darstellung beiderlei Geschlechts – Frauen in entsprechender Tracht, Männer meist als Ritter/Krieger, häufig auch als Reiter am Pferd. Frauen werden in dieser Form häufig mit den Händen auf dem Bauch abgebildet – ob Zufall oder Betonung der Weiblichkeit (Schwangerschaft) ist nicht geklärt.
Am bekanntesten bzw. häufigsten im Fundgut sind „Kruselerpüppchen“ aus Ton. Sie gibt es v.a. im deutschen Raum seit dem 14. Jh. in großer Menge (z.B. Konstanz), ebenso wie Tonpferdchen
Die Figuren konnten auf zweierlei Art hergestellt werden: durch Abguß von Modell-Formen, oder aber durch das manuelles Herausformen. Neben dem darauffolgenden normalen Brand konnten die Figuren auch entsprechend des Wissenstandes und der Möglichkeiten farblich gestaltet (z.b. durch Lasur, engobiert, oder Kaltbemalung etc.), werden
– Spielzeuggeschirr: Miniaturgeschirr nach dem Vorbild von in der Zeit entsprechenden Keramikformen. Funde aus dem Spätmittelalter gibt es davon u.a. auch aus Wien.
– Rasseln & Schellen: Aus Ton bzw. Metall sind sie bereits seit der Antike nachweisbar. Die Keramikmodelle wurden meist mit Erbsen gefüllt. Da sie jedoch auch aufgrund des Materials eher schnell zerbrechen kann man annehmen, dass damit Babys eher von älteren Geschwistern oder Erwachsenen unterhalten wurden. Hier einige Funde von Rasseln.
– Puppen: Bereits aus der römischen und griechischen Antike sind Puppen aus Ton, Knochen oder Elfenbein bekannt. Puppen aus Holz aus dem 14. Jahrhundert wurden z.B. in Lübeck gefunden und sind heute im Museum Schloss Gottorf ausgestellt. In Abbildungen sind sie u.a. auch im Gemälde „Kinderspiele“ von Pieter Bruegel, dem Älteren, erkennbar . Gekleidet waren diese Puppen sehr wahrscheinlich entsprechend der Mode der Zeit.
– Murmeln: aus Ton
– Bälle aus Leder lassen sich nicht nur in Bildern sondern auch im Fundgut nachweisen, zb. York, London.
Weitere Kinderspielzeug & Spiele:
Reifen, Kreisel & Peitsche, Flöten, Boccia, Bockhüpfen, Blinde Kuh, Stelzenlaufen, Balancieren von Stäben auf dem Finger, Kegeln/Zielwerfen (vgl. „Dosenschießen“), Ringen, Rollenspiel, Nachziehwägelchen, Spielzeugschiffchen, Puppentheater, Eislaufen, Stockpferd, usw.
Wir haben euch hier ein kleines Pinterest-Album mit Abbildungen aus dem vorrangig 13.-16. Jh. zu dem Thema zusammengestellt: Pinterest
(Rekonstruktion der Lübecker Holzpuppen von Martin Roßmeier)
Quellen:
u.a.
Guy de Boe, Frans Verhaeghe: „Oggeti per il Gioco del Lazio medievale“, S. 385-403, Material Culture in Medieval Europa. Papers of the „Medieval Europe Brugge 1997“ Conference, Volume 7, I.A.P. Rapporten Zellik: 1997
Schöne frühere Sammlung von Spielzeug
Tolle Arbeit zum Thema Spiel und Spielzeug im Mittelalter
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