Accessoires


Schuhe:

Einen kurzen Abriss über den mittelalterlichen Schuh und auch den Schuh um 1350 im Speziellen kann man mit einer Generalisierung beginnen: Man trug Wendeschuhe!

Unter einem Wendeschuh versteht man Schuhwerk welches bei der Anfertigung auf links genäht und danach, meist in nassem Zustand, auf rechts gewendet wird. Dadurch kommen alle relevanten Nähte innen zu liegen und sind so einigermaßen vor Abnützung geschützt. Der Nachteil bei dieser Konstruktionsform ist, dass ein Wenden des Schuhes nur möglich ist wenn die Sohle eine gewisse Stärke nicht übersteigt. Meist liegt das Maximum an Sohlenstärke im Bereich von 2-3mm. Dadurch ist der Schuh aber im Sohlenbereich einer schnellen Abnutzung ausgesetzt und muss häufig ersetzt werden.

Für die Periode der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts sind – unabhängig vom Geschlecht des Trägers – eine unglaubliche Vielzahl an Schuhmodellen, Verschlussformen und Verzierungen durch Bodenfunde überliefert. Der Bereich reicht hier von offenen Halbschuhen mit Riemchenverschluss über knöchelhohe mit Knebeln geschlossene Schuhe bis hin zu kniehohen Stiefeln mit Knöpfriegelverschlüssen. Funde aus dem von uns dargestellten Zeitraum finden sich u.a. aus Lengberg (Tirol), allerdings ähnelt die österreichische Schuhmode insgesamt den Vergleichsfunden aus dem deutschen und englischen Raum (z.b. Konstanz, Schleswig, London usw.)

Etwa aus der Zeit kurz nach der Pest stammt Teichners Gedicht über die Teuerung des Leders, angeblich bedingt durch eine besonders populäre Schuhmode des 14. Jh.: den Schnabelschuh.

„waz der roc hât abeganc, als vil ist der schuoch ze lanc, und diu spitze an den schuohen vorn, als diu krumpen widers horn …aller scham und eren krankch / als die storken habent gank ist ir gank und ir gebaer“ (Teichner, C, 179 b., v. 19-22, v. 41-33 „von des leders tiurung“)

Wie viele andere Schreiber seiner Zeit klagt auch er gleichzeitig über den durch die Schuhform bedingten „storchenartig“ lächerlichen und unbequemen Gang.

Ein weiterer Nachteil der konstruktionsbedingt dünnen Sohle ist die geringe Wärmeisolation. Dem half man durch das Ausstopfen der Schuhe mit Stroh nach, wie in einem höfischen Gedicht des 14. Jahrhunderts angemerkt wird (dort tanzen die Bauern so wild, dass ihnen das Stroh aus den Schuhen fliegt). Diese Methode ist erstaunlich effektiv wie wir in einem Selbstversuch erfolgreich herausfinden konnten.

Zusätzlich zu dieser Maßnahme trug man im städtischen Umfeld auch noch hölzerne Unterschuhe, die so genannten „Trippen“. Diese hoben den empfindlichen Wendeschuh bis zu einer Handbreit an und schonten ihn so vor Feuchtigkeit und Straßenschmutz.

 

 

Gürtel

Der Gürtel erfüllte in der hochgotischen Kleidung viele Funktionen, praktische und symbolische. Als Symbol trat er vor allem in der Minnelyrik immer wieder als die Trennung von sündigem Unterleib zum rationellen Oberkörper auf. Seinen ursprünglich praktischsten Nutzen hatte er in seiner Funktion als Raffer der Kleiderfülle um die Mitte des 14. Jhdt. Bereits eingebüßt, die Kleidung war in den meisten Fällen bereits so körpernah geschnitten dass ein horizontales Raffen nicht mehr notwendig war. Einzig und allein die Überlängen der Damenkleidung wurden mit ihm noch versorgt.

So blieb als seine Hauptfunktion sein Wirken als Trägerelement von Objekten. In einer Zeit ohne jegliche Taschen an der Kleidung konnte alles an ihn angehängt werden, was der Träger mit sich tragen musste: Messer, Almosenbeutel, Gürteltaschen, aber auch kuriose, und wenig übliche Objekte wie Kämme, Spiegel, Löffel, Klappwaagen, Nadelbüchsen, Wetzsteine usw..

Gefertigt wurde der Gürtel meistens aus naturfarbenem oder – wie im Spätmittelalter auch sehr beliebt – bunt gefärbtem Leder welches durch Punzieren oder im Lederschnitt verziert wurde, oder aber gewebten Seidenborten, auch in komplexesten Mustern mit der Brettchenwebtechnik erzeugt. Beide Varianten waren gerne auch mit einfacheren oder aufwendigeren Metallbeschlägen oder Stickereien (vgl. z.B. Schleswigfunde)  versehen.

Als Hauptbestandteile kannte der gotische Gürtel zu allererst natürlich den Riemen und die Schnalle, wobei Letztere meist mit einem Schnallenblech befestigt war. Ebenso waren die meisten Gürtel am anderen ende mit einer Riemenzunge versehen, die textile Gürtel vor dem Ausfransen schützte und Gürteln im generellen ein zusätzliches Gewicht am Rimenende verlieh um die in der Gotik so geschätzte Vertikale bei den oft bis zu den Knöcheln reichenden Gürteln zu erreichen. Beschlagelemente, ursprünglich aus dem Textilgürtelbereich als Bortenstrecker stammend und auch Aufhängung für Beutel oder Messer (Börsenbeschläge) wurden appliziert.

Im Wiener Raum kam es durch Handelsbeziehungen zu einem intensiven Austausch mit Venedig, wie einige einem Gürtel zugehörigen, kostbaren Trachtbestandteile im Fundkontext von Wiener Neustadt belegen.

“… oder er wil ayn peutel tragen / dez die piderbem weilent phlagen / da mit ist dew minn gehönet /… ” (Teichner, B. 82b, v. 27-29)

Heinrich von Neustadt beschreibt in seinem Werk “Apollonius von Tyrland”, was sich u.a. noch am Gürtel befinden konnte:

“Er hett sein fewr zeug
Pey im an der gurtel sein
In ainem schonen taschelein:
Das halff dem degen pald,
Wan der winter der ward kalt.” (6755-6758)

 

Handschuhe

Handschuhe wurden von beiden Geschlechtern getragen. Die Formen können dabei zwischen 3-fingrigen und 5fingrigen Varianten variieren. Während erstere eher im bäuerlich-handwerklichen Bildkontext aufscheinen, stellt die zweite Gruppe eine repräsentativere Form dar.

Im Fundkontext finden sich im 14. Jh. vorrangig reich dekorierte Leder- und Seidenhandschuhe ,  im vorwiegend pontifikalen Kontext gibt es aber auch Exemplare in Nadelbindung (z.b. das auf 1334 datierte Paar aus Seide aus dem Grab des Peter von Courpalay), spätestens mit dem 15. Jh. treten auch gestrickte Handschuhe in Erscheinung. Alternativ, besonders für die dreifingrige Variante bietet sich natürlich auch Wollstoff als Material an.

 

Langes Messer/Dolchmesser/Dolch

Ursprünglich ein reines Symbol des Mannes von Stand, scheint sich das Tragen von langen Messern zu Lebzeiten Heinrichs des Teichners bereits zu einem Gegenstand entwickelt zu haben, der auch von Klerikern (der Verteidigung willens) und sogar Bauern getragen wurde:

“ich wird oft gefragt der frag / war umb ich nicht langew messer trag / das tun ich in der mainung / daz man spricht dez menschen zung / sey für alle waffen gut / …”  (Teichner, B, 59 b., v. 1-5)

Um 1350 war, wie oben beschrieben, das „lange Messer“, also der Dolch oder das Dolchmesser in Unterscheidung zum Essmesser, bereits zum Bestendteil der Männertracht geworden. Man unterschied viele unterschiedliche Formen, deren bekannteste der Nieren- oder Hodendolch, der Basilard sowie der Schweizer Dolch in seiner Frühform waren. Mit oft bis zu 10mm starken Messerrücken ausgestattet war es eine Stichwaffe die auch dazu geeignet war Ringbrünnen zu durchdringen und wurde als Seitenwaffe, neben Schwert und Lanze, sogar von den höchsten Ständen getragen. Zahlreiche Bodenfunde aus der Ostschweiz bezeugen die ungeheure Vielfalt an Klingen- und Heftformen.

(Literatur: Hugo Schneider – Waffen im Schweizerischen Landesmuseum , Griffwaffen 1)

In der Hochgotik und darüber hinaus wird das „lange Messer“ zur zivilen Kleidung gerne in Verbindung mit der Gürteltasche seitlich an der Hüfte oder direkt vor dem Schambereich getragen.

 

Pater noster

Beim Paternoster handelt es sich um die offene Vorform des geschlossenen Rosenkranzes, welcher erst gegen Ende des 14. Jh. zunehmend aufkam. Der Paternoster selbst ist eine Schnur, in der Regel aus Seide gefertigt, an der eine beliebige Anzahl von Perlen aus Knochen, Holz, Koralle oder Edelsteinen gefädelt wurde. Der Paternoster als auch Rosenkranz waren ein Zeichen von Frömmigkeit, wurde vom weiblichen Geschlecht aber gleichzeitig gerne dazu benutzt ihren Reichtum zur Schau zu stellen.

Im Nürnberger Satzungsbuch III/C von 1315 – 1360 (bearb. W.Schultheiss) heißt es hierzu: “ez sol kain burger…… noch kainerlay paternoster tragen, daz uber zwelf haller wert sei, und sol auch den uber den ars niht hahen, er sol in vorn an der seiten tragen, als man von alter her getan hat”.

 

Schürze

Wie die Frauen trugen auch Männer bei der Ausübung gewisser Tätigeiten Schürzen, um ihre Kleidung vor Verunreinigung zu schützen. Typische schürzentragende Berufe waren die Köche, welche sich einfach ein rechteckiges Tuch um die Hüfte banden sowie Schmiede.