Nähen

Erste Nahttechniken lassen sich bereits in der jüngeren Steinzeit nachweisen, beispielsweise an den Kleidungsfunden des Mannes aus dem Hauslabjoch. Zu dieser Zeit wird noch mit Sehnen oder gehärteten Lederstreifen genäht und die Löcher mit Pfriemen vorgestochen.

Richtige Nadeln im heutigen Sinne, mit Öhren entwickeln sich erst mit der Notwendigkeit, feinere Textilien aus Leinen oder Wolle zusammenzuhalten, also mit der Webtechnik in der mittleren Jungsteinzeit.

Genäht wird im Mittelalter mit Nadeln aus Bronze, Kupfer und Eisen, teilweise sogar noch aus Horn oder Knochen. Die häufigsten Sticharten sind der Vorwärtsstich, der Rückstich und der Überwendlingstich.

Die Funde mittelalterlicher Kleidungsstücke beweisen dabei oft meisterhafte Ausführung der Nähte mit Stichabständen im Bereich von 1-2 mm.

Vermutungen, dass Leinen nur mit Leinenfaden und Wolle nur mit Wollfaden genäht wurde, lassen sich nicht belegen.

Viele Funde von Nähten wurden in Kappnahttechnik ausgeführt. Nach dem Schluss der Naht per Vorstich wird eine Nahtzugabe gekürzt, die zweite darübergelegt und per Überwendlingstich festgenäht. Diese Art der Naht erweist sich als die reißfesteste, da sie den Zug auf 2 Nähte verteilt und bewährt sich hauptsächlich bei alltäglicher, oft strapazierter Kleidung, bzw. Materialien welche zum Ausfransen tendierten (z.B. Leinen). Daneben war auch das Umklappen und annähen der Ränder links und rechts von der Naht beliebt, z.B. bei Wollstoffen.

Sehr viel unauffälliger nach außen hin aber auch fragiler sind Kappnähte, bei denen beide Nahtzugaben nach links und rechts geklappt und dort festgeheftet werden. Bekannt sind besonders bei den Herjolfsnessfunden auch per Brettchenwebtechnik versäuberte Kanten.

Ein zu erwähnender Sonderfall ist der Fund des Elisabethkleides aus dem 13. Jhdt, bei dem beide Nahtkanten umeinander gelegt werden und sowohl auf der Außen- als auch auf der Innenseite mit dem Überwendlingstich genäht werden. Eine sehr zugfeste, aber auch deutlich sichtbare Naht entsteht.

Säume gleichen meist den heutigen Rollsäumen, die Kante wird 2 mal umgeschlagen und dann per Überwendlingstich festgenäht.