Kandierte Orangenschale aus dem Menagier de Paris

07.01.2018 von Rotschopf in Historisches Kochen

Weil gerade die passende Jahreszeit ist und man überall wunderbare Orangen bekommen kann, dachte ich, probiere ich doch einmal ein Rezept für eine exotische Süßigkeit aus, das ich im Menagier de Paris gelesen hatte.

Und weil ich gerade Ingwerknollen übrig hatte, dachte ich, das mach ich auch gleich mit dem Ingwer.

Was ihr braucht: 

2-3 Orangen, 2 Ingwerzehen

1/2 kg Honig

Ingwerpuder

Wasser

 

 

Zuerst hab ich die Orangen ausgepresst und leckeren Orangensaft für meinen Mann gemacht. Die Schalen hab ich dann von den Fruchtfleischresten befreit mit einem großen Löffel und klein geschnitten.

Da sehen sie übrigens noch sehr flach aus, das ändert sich dann gleich, dann müssen sie nämlich in Wasser gekocht werden. Ich hatte sie ca 45 Minuten auf dem Herd. Das Originalrezept sieht vor, die Schalen nur kurz aufkochen zu lassen, davor aber über eine Woche im kalten Wasser liegen zu lassen und dieses täglich zu erneuern. Vermutlich, um die Bitterstoffe auszuschwemmen, denn das historische Rezept ist eigentlich für Pomeranzen (also Bitterorangen). Das klappt bei modernen Orangen aber auch mit längerem Kochen ganz gut.

In der Zwischenzeit hab ich auch den Ingwer geschält und kleingeschnitten.

Das Wasser hab ich dann abgegossen und den Ingwer der gleichen Prozedur unterzogen, während ich die Orangen mit 1/4 kg Honig übergossen habe und einen Schluck wasser hinzu gegeben, so dass die Schalen grade so im Sirup liegen.

Das wird dann kochen gelassen, bis die Schalen leicht durchsichtig/glasig werden und der Sirup sich zusammengekocht hat auf dem Boden des Topfs. Aber Achtung! Hier verbrennt der Honig irgendwann, ordentlich rühren ist notwendig und der Honig darf nicht zu dick werden.

Dann habe ich die Schalen auf Backpapier gelegt und getrennt zum kühlen und trocknen. Rechts sieht man ein bisschen, wie die Schalen leicht glasig sind.

Dann verlangt das Rezept noch danach, die Schalen mit getrocknetem Ingwer zu bestreuen.

Dann habe ich auch den Ingwer auf diese Art eingekocht. Und holla, ist der scharf!

Und so lecker sehen die Schalen dann am Ende aus. Und sie schmecken auch wirklich super! Jetzt müssen sie noch trocknen. Lagern werde ich sie in einem Einweckglas im Kühlschrank, einen Teil friere ich einfach ein für später. Mal sehen, wie lang sie halten!

Und was macht man dann damit? Also zunächst könnte ich sie mir gut vorstellen als Süßigkeit auf einem Dessertteller, aber auch zB kleingeschnitten mit selbstgemachtem Marzipan vermischt, in feinem Frühstücksbrei, mit frisch geschlagener süßer Sahne, in süßem Gebäck wie zB Früchtebrot, auf griechischem Reis, in Lebkuchengebäcken oder zB in Philipine Welser’s süßem Eierschnee. Und modern geht nix über kandierte Orangenschale in Schokolade gedippt!

 

 

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