Nadelbinden
Das Nadelbinden ist eine Textiltechnik, welche man als Vorgänger des heutigen Strickens bezeichnen könnte. Sie wird mit einer ca. 8-12 cm langen Nadel, vergleichbar mit einer Sticknadel, meist aus Holz, Knochen oder Geweih geschnitzt, und in den meisten Fällen mit 2-fach verzwirntem Wollgarn ausgeführt (Z-verspinnt, S-verzwirnt). Allerdings gehen auch alle anderen Wollarten, besonders gut jedoch verfilzbare Wolle. Im Unterschied zum Stricken, wo lange Endlosfäden verarbeitet werden können, wird beim Nadelbinden mit kurzen Fäden gearbeitet, das heißt es muss immer wieder durch Verfilzen der Fadenenden ein neuer Faden angearbeitet werden. Die Textilbildung erfolgt hier durch verknoten, nicht durch loses Verschlingen, hält aber dadurch mehr aus, da sich gerissene Fäden nicht von selbst aufdröseln.
Nadelbinden ist auch als Nalbinding, Naalbinding, Coptic Knitting, Schlingentechnik, Nailbinding etc. bekannt.
Die Technik des Nadelbindes ist anhand von Funden bis zurück um 6500 v. Chr. in Israel belegt, in Dänemark um bis 4200 v. Chr.;
Das Nadelbinden verlor im Verlauf des Hochmittelalts zunehmends an Bedeutung als sich das heute allgemein bekannte Stricken im Verlauf des 14. Jh. zunehmend unter der Bevölkerung durchsetzte, trotzdem ist die Technik in verschiedenen Ländern bis heute immer wieder in Verwendung.
Während zur Zeit der Wikinger die zahlreichen Funde auf auf einen Gebrauch der Technik bei der Allgemeinbevölkerung schließen lassen, gibt es für das zentraleuropäische Hochmittelalter primär Funde aus dem pontifikalen Bereich, was die (an sich logische) Schlußfolgerung, dass auch das einfache Volk sich mit genadelten Handschuhen vor der Kälte schützte, nicht eindeutig belegen lässt. Eine Ausnahme stellt hier wiederum der nordische Raum dar.
Mützen sind als Funde nur aus dem asiatischen bzw. afrikanischen Raum bekannt, mit Ausnahme der Mütze des Hl. Symeons.
Auch als Beutel, Gewandabschlüsse, bzw. für Hemden, sowie für Milchsiebe war die Technik zu unterschiedlichen Zeiten beliebt.
Um nur einige Fundobjekte und Fundorte zu nennen:
- Koptische Socken (4.-6. Jh. n.Chr)
- Coppergate Socks, York – England (970. n. Chr.)
- Handschuhe, Lund, Schweden (12.Jh. n.Chr.)
- Socken, Uppsalla, Schweden (12. Jh. n. Chr.)
- Socken, Delsberg, Schweiz (12. Jh.)
- Fäustling Schleswig, Deutschland (13.-15. Jh.)
- Mütze des Hl. Symeon (im Domschatz von Trier, Deutschland, vor 1035)
- Pontifikalhandschuh des Bernardo degli Ubert, Florenz Italien (Anfang 13. Jh.)
- Pontifikalhandschuhe Peters von Courpalay (ca. 1334, Frankreich)
Die Stiche:
Einfache Nadelbindung (Buttonholestitch) ( F1 B1 -/-O)Die Stiche werden oftmals nach den Funden benannt. Um nur die wichtigsten bzw. bekanntesten zu nennen:
- Dänischer Stich (F1 O/UO)
- Coptic Stitch/Tarimsstich
- Oslo Stich (F1 UO/UOO)
- Mammen Stich ( F2 UOO/UUOO)/ Korgen Stich (F1 UOO/UUOO)
- York Stich (F1 oder F2 UU/OOO)
- Brodén’s Stich (F1 oder F2 UOOO/UUUOO)
- Dalby Stich (F1 UOU/OUOO)
- Coppergate Stich/ York Stich (F2 UU/OOO)
- Saltdal Stich (F1 oder B1) UUU/OOOU)
- Åsle Stich (B1 F1 U(U)O/UO:UOO)
- Omani Stich (F1 U(U)(OO/UU)OOO:UUUOO)
- Müsenstich (Mid2 UOO/UUOO)
- Finnischer Stich (F2 UUOO/UUOOO F2)