Babys Erstausstattung Pt.1 – Vom Wickeln

07.09.2014 von Rotschopf in Kleidung, Rekonstruktionen

Wie bereits gestern im Post erwähnt, erwarte ich im Februar Nachwuchs, und irgendwie hab ich dahingehend endlich wieder einen Motivationsschub auch in Punkto Mittelalter praktisch wieder aktiv zu sein, weshalb ich mich dieses Wochenende einmal damit beschäftigt habe, eine Basisausstattung zum Wickeln, oder Pucken wie es heutzutage heißt, des Kleinen vorzubereiten.

Ob er es dann auch zulassen wird (Kinder sind ja selten vorhersehbar ^^) wird sich ja noch zeigen, aber ich werde es zumindest versuchen ;)

Zum Wickeln benötigt es an sich nicht viel. In der Regel sieht man auf Abbildungen des 14. Jh. Kinder nur straff mit Leinen(oder Seiden?)-Bandagen umwickelt, ab und an auch in Kombination mit einem Leinentuch oder wollenen oder seidenen Stofftuch, sieht man doch immer wieder auch farbig gewickelte Kinder (z.b. hier, 15. Jh.)

giotto

Geburt Christi, 1310, Fresko (Detail) von Giotto di Bondone, San Francesco, Assisi (Quelle: Wikimedia Commons

 

Pucken Baby

Rekonstruktion: Leinentuch 1x1m, Leinen-Bandagen 3m x 6 cm (der genaue Bedarf wird erst ermittelt. Ein Wolltuch für kältere Tage folgt demnächst noch.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Einer Übersetzung aus dem späten 15. Jh. durch Bartholomäus Scherrenmüller, basierend auf der „Summa conversationis et curationis“ des Wilhelm von Salicerno von 1275, nach, sollte das Kind in ein Tuch gewickelt werden, durch welches sein ganzer Körper bedeckt werde. Arme, Beine und Füße sollten dabei gestreckt sein, und das Wickelband sollte dem ganzen Konstrukt Halt geben. Eine Haube sollte das Kind vor Hitze und Kälte schützen.

Die Technik des Wickelns wurde bereits in der Antike und weit bis ins 19. Jh. hinein angewandt und sollte auf das Kind in den ersten Lebensmonaten beruhigend wirken und zu einem besseren Schlaf verhelfen, ahmt es doch das Gefühl des Babys in der Gebärmutter nach, in den Augen des mittelalterlichen Menschens sollte es auch vor möglichen Selbstverletzungen schützen. Auch hatte man Sorge, dass sich die schwachen Gliedmaßen des Neugeborenen ohne Wickeln verkrüppeln könnte.

Auch heute noch wird die Technik immer wieder angewandt, wenngleich die Ansichten dazu stark auseinander gehen.

Durch wiegen, singen und lustige Stimmen nachmachen sollte das Kind in seinem Wesen von der Amme kräftig gemacht und bestärkt werden. Wichtig sei auch ein Schlaf des Babys, wie es nötig wäre.

 

Quelle: 

  • Kühnel, Harry; Hundsbichler, Helmut (1986): Alltag im Spätmittelalter. 2., verb. Darmstadt: Wiss. Buchges., p. 162