Ein Sonntagskleid in Rot-Blau
Eigentlich sollte ich mich schämen, dass ich solange an diesem Projekt herumlaboriert habe… Immerhin habe ich den Stoff damals in Hartberg, also vor ca. einem 3/4 Jahr bereits in einem hellen krapprot gefärbt gehabt – und der Großteil war bereits im Januar verarbeitet. Aber ihr kennt das sicher: Versäubern ist ein nervenaufreibendes Geduldsspiel ;)
Noch dazu habe ich lange an der Ärmelfütterung der Löffelärmel herumgetüftelt. Denn immerhin sollte dieses Kleid ein „Sonntagskleid“ darstellen“. Leinen kam für mich trotz anfänglicher Überlegungen nie wirklich in Frage; Wolle wollte mir ebensowenig gefallen. Auch eine Fütterung mit Fell wurde verworfen… bis ich mich schlussendlich in die waidblaue, leinwandbindige Seide verliebt hatte, welche nicht nur wunderbar zu meinem blauen Rock passt, sondern auch wie perfekt in der Tonalität für den krapproten Wollstoff geschaffen war. Die Ärmelform meines Überrocks findet sich in österreichischen Bildquellen ab etwa 1345 herum immer wieder. Offensichtlich waren sie eine Weiterentwicklung der im 1. Drittel des 14. Jh. bei Männern und Frauen sehr beliebten tütenartigen Ärmeln. Zwar deuten auch die Ärmel mancher Frauenabbildungen der Lilienfelder Chronik noch auf Tüten hin, doch finden sich z.b. Löffelärmel u.a. in der selben Chronik auch für Männer bereits, weiters trägt auch Johanna von Pfirt mit ihren Kindern/Gefolge (?) wenn ihr unsere Bildzeile oben betrachtet, bereits eindeutig eine löffelartige Ausformung, welche nicht mehr so wirklich in dieses tütige Schema hineinpassen will.
Ich dafür entschieden, nur den Ärmel zu füttern, da die Darstellung doch noch „bodenständig“ bleiben soll (und glaubt mir, bei unserem Färbewahn ist das oft schwerer, als es aussieht ;) )
Das Kleid selbst ist im Stil von Herjolfnes zugeschnitten; die Ärmel sind aus einem Teil geschnitten – vielleicht noch nicht ganz ideal, denn gerade die Rundung im Ellbogenbereich war ein verzweifelter Kampf, der uns Stunden gekostet hat, und vielleicht immer noch nicht 100% ideal ist, aber es ist zumindest eine erste Annäherung an die Vorlage, fehlen doch leider Fundvorlagen mit genau diesen spezifischen Ärmel-Details.
Genäht ist das Kleid mit krapproter Wolle bzw. hellblauer Seide im Bereich der Ärmel abgesteppt.