Rekonstruktion einer Frauengugel (um 1350-60)

09.07.2014 von Rotschopf in Anleitungen, Kleidung

Ein weiterer Eintrag in unserer Rubrik Anleitungen, heute machen wir eine Damengugel, wie es sie hier in Österreich ab Mitte des 14. Jhdt gab. Ihr kennt ja vielleicht bereits das Modell von Firiel.

Eine genauere Besprechung zur Gugel findet ihr auf unserer Kopfbedeckungs-Seite. Den frühesten Bild- Nachweis in Österreich kennen wir aus dem Codex 1203 um 1340 in St Pölten.  Charakteristisch hier, wie bei vielen Frauengugeln, der kurze, nach vorne geklappte Zipfel und das kontrastfarbige Innenfutter, das über der Stirn umgelegt wird. Um 1350 erwähnt Heinrich der Teichner die Damengugel in einem seiner satirischen Gedichte.
Im Ausland tauchen zB sehr früh in der Maciejowski Bibel und dem Codex Manesse  (hier sogar mit einem Gugelhut für Damen) Bildbelege auf. Später häufen sich die Belege vor allem in Frankreich und England zB im Roman de la Rose oder im Lutrellpsalter oder hier um 1320 in den Maastrich Hours.

Hier möchte ich eine Gugel nach den Londonfunden nachkonstruieren, da sie den meisten Bildbelegen nahekommt, die man zur Frauengugel kennt (nicht der flämischen, die ist ja noch mal anders geschnitten, weil offen). Ähnliche Formen finden sich zB auch in den Herjolfsnes-Funden (zB 75, 76 und 77)

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Eigentlich ist die Rekonstruktion total simpel, am Besten ihr macht ein Probeteil aus billigem Stoff, bevor ihr die beiden Schnitteile wie auf der Zeichnung je 2 mal aus dem Oberstoff und 2 mal aus dem Unterstoff ausschneidet.

Dann näht ihr die Keile (B) in die Schulterpartie (A) ein und jeweils beide Oberstoff-Hälften und beide Futterstoffhälften auf links zusammen (also  die späteren Außenseiten zueinander).

Das Futter legt ihr dann so in den Oberstoff hinein, dass die beiden Gugeln auf links liegen (also mit den Innenseiten nach außen) und näht das Futter und den Oberstoff an den Rändern entlang zusammen bis auf ein kleines Stück, das ihr dann zum Wenden braucht.

Nach dem Wenden hab ich die Seitenränder noch mal abgesteppt (ist soweit ich weiß nicht belegt für dieses Stück, hab ich aber an anderen schon gesehn), das verschärft die Kanten und ergibt dann auch ein schönes Bild an der offenen stelle, an der ihr quasi nur die Ränder nach innen umbiegt und einmal drübernäht (siehe Zeichnung C).

Anschließend kommen noch Knopflöcher und Knöpfe dran, das kann man entweder mit regulären Knopflöchern regeln oder mit Schlaufen, wie in einer anderen Gugel aus London.

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Am Ende sollte das gute Stück dann so in etwa aussehen, hier übrigens in meiner Ausführung, außen Wollköper von Naturtuche im 4. Zug Rotholz gefärbt und innen Kammgarnwolle mit Waid gefärbt. Vernäht habe ich mit Waidgefärbter Seide und Wollfaden aus der gleichen Rotholzfärbung.

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Jetzt brauch ich nur noch ein schickes Kleid dazu :-)

 

 

Eine weitere Rekonstruktion bei den IG14 Kolleginnen von Vrouwen maere

Das Herrenmodell hier

 

 

 

Abbildung einer Damengugel in der Biblia Pauperum um 1320?

Abbildung einer Damengugel im Corpus Iuris Civilis, Seckau um 1340