Keramik 5 – Brennöfen
Ich träume davon, irgendwann noch einmal einen historischen Brennofen aufzubauen und zu benutzen. Allerdings ist das ein recht aufwändiges Unterfangen, für das man am Besten Fachleute engagiert. Warum? Ich erklärs euch hier…
Über diesen Artikel musste ich lange grübeln. Keramik kann auf sehr viele verschiedene Arten gebrannt werden. Und je nachdem, welches Ergebnis man erzielen möchte, variieren Brand- oder Ofentyp, Aufbau des Ofens, Aufbau der Töpferware im Ofen, Befeuerungsmaterial, Luftzufuhr, Befeuerungsdauer, Branddauer, Brandphasen, Temperatur und Temperaturschwankungen und und und.
Heute kann jeder Laie mit einer kurzen Einführung einen modernen Hobby-Töpferofen betreiben und tolle Ergebnisse damit erzielen. Aber vor der Erfindung des elektrischen Ofens war der Brand wahrscheinlich der Teil des Hafnerhandwerks, das die größte Kunstfertigkeit und Erfahrung erforderte.
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen 2 Arten von Bränden:
a)oxidierender Brand: Dabei wird beim Brennen Sauerstoff zugeführt, der – begünstigt durch die hohe Hitze – die Eisen-anteile im Tongemisch (so sie denn vorhanden sind) oxidieren („rosten“) lässt und die Ware erhält eine rote oder weiße (je nach Ausgangston) Farbe.
b)reduzierender Brand: Dabei wird das Feuer vom Sauerstoff abgeschlossen und sobald es zu „ersticken“ droht, zieht es noch schnell die letzten Sauerstoffatome der Umgebung an sich, nämlich die aus der Töpferware. Dadurch färbt sich diese schwarz. Einen Vorgang, den man meist erst zum Ende eines Brandes iniziiert.
Diese beiden Vorgänge machten sich übrigens auch die Griechen zu Nutze beim Brand ihrer berühmten rot-schwarzen Keramiken.
Der älteste und einfachste bekannte Brand ist der Feld- oder Meilerbrand. Dabei wird die getrocknete Ware einfach aufeinander gestapelt, Reisig und Holz dazwischen und darauf gelegt und das Brennmaterial abgefackelt. Klarerweise kann man damit keine hohen Temperaturen (zwischen 600 und 900 Grad) erzielen, die Hitze kann nach allen Seiten entweichen, das Holz brennt durch die hohe Luftzufuhr sehr schnell aus und die Keramik ist nur leicht gebrannt. Auch heute noch brennen einige indigene Völker Afrikas auf diese Weise ihre Keramik.
Viel schlauer ist da schon, die Hitze einzusperren. Im Grubenbrand veranstaltet man das gleiche wie im Meiler, nur in einer tiefen Grube, in die man das Brenngut legt. Oben drüber und zwischen den Stücken brennt dann das Feuer ab, die Hitze wird in der Grube aber lange und gut gehalten. Einen Tag und mehr kann es dauern, bis die Grube auskühlt. Außerdem wird durch die Abdichtung auf der Seite und durch die Abdeckung des Brandes mit Erde, der Sauerstoff relativ gut ferngehalten, was nicht nur die Brenndauer des Holzes verlängert, sondern auch markante schwarze Spuren eines reduzierenden Brandes auf der Keramik hinterlässt. Solche Keramik kennt man sehr oft aus vorchristlichen Kulturen.
Viel besser kontrollierbar sind dann die Einkammerofen. Dabei baut man eine Art Kuppel auf die Erde aus Stein und Lehm, die von der Seite oder von oben durch ein Loch befüllt wird, das dann wieder zugemauert wird. Vorne befindet sich eine Öffnung zum Beheizen der Kammer und für den Sauerstoff. Durch gezieltes Öffnen und Schließen der Kammer und gezielte Beheizung kann man hier wesentlich besser die Brandphasen und Temperaturen bestimmen, um verschiedenste Arten der Keramik herzustellen. Vor allem aber können durch die fast vollständige Dämmung hohe Temperaturen erzielt werden.
Der Einkammerofen zeichnet sich noch immer durch den direkten Kontakt der Keramik mit dem Brennmaterial aus. Dadurch lagern sich Teile der Asche auf dem Brenngut ab.
Aus diesem Erfolgsmodell entwickeln sich dann im Laufe der Zeit zweikammerige Öfen, die durch Gitter und Lochplatten voneinander getrennt sind und wo nur noch die Hitze zum Brenngut gelangt, nicht mehr der Ruß und die Asche und wo sich die Hitze gleichmäßiger um das Brenngut verteilt. Und ab hier wird die Entwicklung auch unübersichtlich. Längsgelagerte Brennkammern, übereinander gelagerte, schräg übereinander gelagerte, in Asien sogar mehrere Kammern in einem Ofen, mit senkrechtem oder schrägem Kaminabzug, verschiedenen Öffnungen (zB zum Salzeinstreuen im 15. Jhdt)…
Fest steht aber, dass man bereits bei den Kelten mit zweikammerigen Öfen mit Lochgittern arbeitete.
Teil 1 – Becher ist gleich Becher
Teil 2 – Glasuren ja oder nein
Teil 3 – Keramik Formen in Wien
Teil 4 – Töpferscheibe oder Werktisch