Ein rosa Rock zum Ende des 14. Jahrhunderts
Die Geschichte dieses Kleids zieht sich bereits eine Weile zurück, vor einigen Jahren hatten ein paar Damen (Hallo Leah und Nina :-) ) dieses Bild hier gesehn und als Hundeliebhaber beschlossen, dass diese Szene einfach ganz wunderbar illustriert, wie wir für Hunde fühlen. Also musste so ein rosa Kleid her, um die Szene nachzustellen. Auch wenn rosa ja eigentlich so gar nicht meine Farbe ist. Der Stoff wurde gekauft und lag dann aber ewig herum, weil meine Motivation fehlte. Bei einem Event für das späte 14. Jahrhundert, zu dem ich eingeladen war, raffte ich mich aber dann endlich auf.
Der Schnitt stammt von mir und sollte die österreichische und oberitalienische Mode der zweiten Hälfte bis Ende des 14. Jahrhunderts in einem relativ generischen, über eine längere Strecke tragbaren Look einfangen mit etwas höher sitzenden Taillen, eher weit fallenden Kleidern, die um die Brust körperbetont sind, engen Ärmeln und nicht all zu tiefen aber breiten Ausschnitten, die eher dem entsprechen, was wir heute „Bootsauschnitt“ nennen. Hier, wie das Kleid aus der Stoffbahn heraus konstruiert wurde:
Weil gerade im (italienisch beheimateten) Tacuinum Sanitatis viele Kleider keine sichtbaren Verschlusstechniken, allerdings eng sitzende Brustteile, welche oft noch ein deutlich gepushtes Dekoltee zeigen und geöffnete Ärmel aufweisen, sah ich meine Chance gekommen, mich endlich einmal zu versuchen an einem unsichtbaren Haken- und Ösenverschluss, wobei sich der Push-Effekt aber eher in Grenzen hält in meinem Fall :-D
Gearbeitet habe ich mit Cochenille gefärbtem Wollköper (der leider etwas pillt) und waidgefärbter Seide zur Stabilisierung des Ausschnitts und der Ärmel (bei denen ich darüber nachdenke, vielleicht später diesen Verschluss mit einem Schnürverschluss zu ersetzen). Genäht habe ich mit pflanzengefärbter Seide passend zum Ton des Kleids.
Heraus gekommen ist ein hübsches Alltagskleid, sicher nicht ärmlich, aber auch noch nicht unbedingt etwas, das man in den bürgerlichen Bereich stecken würde.
Aktuell benutze ich es für meine Darstellung als Prostituierte mit wirtschaftlichem Erfolg. Zwischen der ärmlich lebenden Straßengeherin und der Konkubine aus Hochadeligen Kreisen gibt es eine ganze Reihe an möglichen Lebens- und Einkommenssituationen, die Prostituierte/Sex Workerinnen einnahmen, was uns auch Kleiderordnungen und Gerichtsurteile der Zeit verraten. Wer gerne mehr zum Thema wissen möchte, ist in diesem Blogartikel und meinem Projek @das.gemeine.wip auf Instagram gut aufgehoben. Allerdings würde es sich auch für viele andere Darstellungen aus dieser Zeit eignen und natürlich muss ich noch einmal ein Fotoshooting nachholen, um das ursprüngliche Bild nachzustellen.
Verwandte Beiträge
Die folgenden Beiträge könnten Sie ebenfalls interessieren: