Schürzen im 14. Jh.

30.06.2013 von Rotschopf in Kleidung, Literatur und Quellenrecherche, Textilverarbeitung

Gerade im 14. Jh. häufen sich zeitgenössische Abbildungen zu Schürzen, beispielsweise im Lutrellpsalter am Beispiel einer Dame mit an der Hüfte gebundener Schürze beim Füttern von Hühnern; aber auch Handwerker, wie bsp. Schmiede, tragen zunehmend Schürzen.

Heutzutage dienten die Schürzen per sé der Sauberkeit/Hygiene, und sollen die Kleidung vor Schmutz schützen. Dieser Gedanke ist jedoch – anders als man vielleicht anzunehmen vermag, eher moderner Abstammung.

Erste Hinweise auf eine  Art „Kleiderschutz“ finden sich bereits in der klassischen Antike, auch wenn hier die Form nicht mit der heutigen vergleichbar ist. Es handelte es sich dabei um das sog. „Analabos“, ein kreuzförmig geschnürtes Band, welches am Rücken überkreuzt im Bereich des Halses/Achsel angelegt wurde (wir kennen dieses von zahlreichen Skulpturen und Abbildungen v.a. aus dem griechischen Kulturraum!), und dazu diente, die Stofffülle bei körperlicher Arbeit zurückzuhalten. Auch in Japan findet sich in späteren Jahrhunderten (und bis heute) ein ähnliches Hilfsmittel namens „Tasuki“, welches die Ärmel bei der Feldarbeit, beim Kochen, aber auch bei Shinto-Ritualen zurückhalten sollen.

Lederschürzen für Schmiede finden sich erst etwa ab dem 13. Jh. in Mitteleuropa, anfangs sind diese einfach nur durch den Gürtel gesteckt bzw. werden um den Gürtel herumgekrempelt. (vgl. „Phytagoras vor der Schmiede“, München 2599, fol. 96, 13. Jh.). Hier stand jedoch weniger die Reinlichkeit im Vordergrund, denn der Schutz vor Verletzungen.

Die bekannte Abbildung der Mutter Natur als „Schmiedin“ (Achtung! Allegorische Darstellung!!!) aus dem 14. Jh. (Roman de la Rose, Bibl. Sainte-Geneviève, MS 1126, fol. 115, 1350-1360) trägt den Latz der Schürze mit einem Fürspan an der Brust befestigt, eine Trageweise, die auch auf anderen Abbildungen der Zeit bzw. später immer wieder im Zusammenhang mit Schmieden auftaucht.

Alternativ dazu taucht im 14. Jh. schon die um den Hals gehängte Schürze als Schutzkleidung, meist in metallverarbeitendem Kontext in Abbildungen auf. Beispielsweise:

Bei Frauen scheint von Beginn an der Sauberkeitsfaktor zum Tragen einer Schürze angeregt haben. Während die Schürze englischer Handschriften des 14. Jh. (z.B. Lutrell Psalter, Holkham Bible) durch ihre Verspieltheit auf eine wahrscheinlich schon länger existente Schürzentradition hinweist, so findet sich in deutschsprachigen Handschriften eher eine einfache Art von Schürzen, welche jedoch hier eindeutig beweist, dass eine Schürze als Schutz vor Verunreinigung bei gewissen Tätigkeiten wie der Feld- und Gartenarbeit, dem Brotbacken, Schlachten, Textilhandwerk, Käseherstellung etc. diente.

Die Befestigung und Gestaltung war dabei sehr unterschiedlich: Die in ihrer Grundform rechteckigen Tücher konnte schlichtwegs durch den Gürtel gesteckt werden oder über ein Band verfügen mit welchem die Schürze am Rücken oder auch vorne am Bauch gebunden werden konnte; sie konnten gefältelt und bestickt sein oder aber auch über Fransen am unteren Saum verfügen.

  • Holkham Bible, (Brit. Lib. Add. 47680, fol. 12v), 1327-1335: Schürze mit Stickerei (?)/Fältelungen
  • Tacuinum Sanitatis (ÖNB Codex Vindobonensis, series nova 2644, fol. 25 r.), 1370-1400: einfache Schürze um Hüfte geschnürt und vorne geschlossen. Fransen am unteren Saum.
  • Tacuinum Sanitatis (ÖNB Codex Vindobonensis, series nova 2644, fol. 30 r.), 1370- 1400
  • Boccaccio’s De mulieribus claris (BNF Fr. 598, fol. 15r), Anfang 15. Jh.

Im Laufe des 16. Jh. und den Folge-Jahrhunderten entwickelte sich die Schürze zunehmend zu einem Synonym für die Frau und in ihrer mehr oder minder aufwendig gestalteten Form und dem jeweiligen Material zu einem Medium der Repräsentation von Vermögen und Stand (vgl. auch Trachtenschürzen!).

Rekonstruktionen:

Bei unseren Rekonstruktionen basierten wir uns auf die oben genannten Abbildungen, ebenso wie weitere historische Abbildungen aus dem 14. Jh. (Mehr Bilder). Als Material diente ein robusteres handgewebtes Leinen.

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1.Einfache Schürze aus rechteckiger Grundform mit Schnürung.Handgewebtes Leinen.

2. Schürze mit Plissierung und Stickerei im Honigwabenstil. Mit Schnürung. Handgewebtes Leinen.

3. Schürze mit Plissierung im Bereich der Abschlusskante. Mit Schnürung. Handgewebtes Leinen.

Quellen:

  • Purrucker, Barbara: Vom Körperschutz zum Kleiderschutz. Anfänge der Schürze. in: Waffen- und Kostümkunde. Zeitschrift der Gesellschaft für historische Waffen- und Kostümkunde. Heft 1+2, 1993
  • Purrucker, Barbara: Vom Körperschutz zum Kleiderschutz- Zur Geschichte der Schürze. (Teil 2). in: Waffen- und Kostümkunde. Zeitschrift der Gesellschaft für historische Waffen- und Kostümkunde. Heft 1, 1995