Herrenausstattung von 0 auf 100 – Teil 3, die Hosen
Für die Hosen/Beinlinge habe ich noch einen tollen von Firiel Reseda-Eisensulfat gefärbten Maigrünen Wollköper übrig gehabt, der dafür herhalten musste. Gerade noch genug, wie sich danach heraus stellte. (Man erkennt die wirklich leuchtende Farbe leider nicht gut auf den Fotos)
Für die Rekonstruktion habe ich eine ganze Latte an Funden und Abbildungen heran gezogen, aus denen ich mir dann eine Art guten Durchschnitt gezogen habe.
Schnitte von verschiedenen Funden von Hosen
Mehr Schnitte von Damen- und Herrenhosen aus dem Frühmittelalter
Ganz besonders viele Funde gibts natürlich aus Herjolfsnes.
Man kennt ja allgemein den unteren Teil von Hosen aus Abbildungen (http://tethys.imareal.sbg.ac.at/realonline/ falls nicht), der obere wird aber nur äußerst selten gezeigt, hier also Beispiele von Hosenoberteilen
Giacomo Jaquerio From: Abbazia di Sant’Antonio di Ranverso, Buttigliera Alta, Italy Dating: 1410
Miniature from Anatomia of Guy de Vigeganot from 1345
Speculum Humanae Salvationis (1330-40)
Einmal Maciejowski-Bibel muss sein
Zur Rekonstruktion habe ich ein Stück Probestoff möglichst gerade an das Bein von meinem Mann angeheftet und dann ohne Nahtzugaben den Heftnähten entlang ausgeschnitten. Das Schnittmuster hab ich dann einfach diagonal auf den richtigen Stoff gelegt und mit Nahtzugabe ausgeschnitten. Auch den Fußteil (die Hose besteht im Ganzen nur aus 2 Teilen, weil ich keinen Beleg für Sohlenteile finden konnte) habe ich an seinem Fuß abgesteckt und geheftet und anschließend erst genäht. So liegt sie wirklich schön eng an und gibt aber auch noch etwas Bewegungsfreiheit, da er ja eine eher einfache Darstellung hat, die schwer arbeiten können soll.
Ganz und gar nicht sicher war ich mir über die Befestigung für die Nestelbänder oben.
Kennt jemand die Funde genauer und kann sagen, ob es an diesen gefundenen Hosen Nestellöcher für die Befestigung gibt? Ich weiß auf jeden Fall, dass die späteren Modelle auf Abbildungen im 15ten solche Nestellöcher aufweisen. Aber viele Funde sehen so aus als wären sie einfach nur oben eingefasst und sonst nix, wie halten die?
Interessant fand ich dazu andere Abbildungen, die weitere Varianten für die Befestigung zeigen wie eine Knebellösung und eine scheinbar geknotete Lösung wie in der Anatomia von Guy de Vigeganot, wo nur der Stoff mit dem Nestelband festgeknotet wird und wie sie scheinbar auch ein Beinling des Bocksten Mannes aufweist. Also hab ich diese gewählt, weil sie am wenigsten invasiv ist, bis ich näheres weiß. Und es hält gut!
Die anderen Teile der Serie:
Verwandte Beiträge
Die folgenden Beiträge könnten Sie ebenfalls interessieren: