Spießblöcke
Vorweg: Dies ist ein Bericht über ein misslungenes Experiment.
Für unsere Burgbelebung der Bachritterburg Kanzach wollten wir Grillhuhn. Und weil sich so ein köstliches Grillhühnchen nicht in der Pfanne machen lässt, brauchten wir eine Rost-Vorrichtung, mit der wir über der offenen Feuerstelle der Burg arbeiten konnten.
Zur Belegslage:
Vorrichtungen für Grillspießhalterungen gibt es zur Genüge in diversen Abbildungen zB aus Graz um 1300-1350 oder aber auch aus dem Lutrell Psalter um 1325-45 oder aber auch im Speculum Humanae Salvationis um 1330 . Wie man sieht, sind die Formen und Materialien vielfältig, vom einfachen Ast über den Ton-Block bis hin zum ausgefeilten Schmiedestück.
Wir haben uns dann für einen Spießblock aus Keramik entschieden, wie er zB in den Niederlanden viele Male gefunden wurde (näheres dazu im Artikel „Brick Spit-supports in the Netherlands“, H.A. Heidinga und E.H. Smink in „Rotterdam Papers IV, A contribution to medieval archaeology“, Rotterdam 1982).
Die Spießblöcke aus diesen Funden sind aus verschiedenen Ton/Lehmmassen gemacht von sehr fein bis sehr grob, teils nicht einmal gut abgemischt und die Massen wurden nicht gemagert. Sie ähneln sehr der Machart von Ziegeln und Fliesen. Viele weisen einfache oder auch kompliziertere Verzierungen auf, die mit Stempeln oder Messerspitzen aufgebracht wurden, einige sogar anthropomorphe oder zoomorphe Formen . Meist aber sind die Designs sehr schlicht und relativ zeitlos. Die Anzahl der Löcher variiert dabei von 1-8 Löcher pro Block, um verschiedenste Variationen der Rostmontage zu ermöglichen.
Zu unserem Rost:
Eigentlich hatten wir ja einen Profi beauftragt mit der Herstellung. Nun sind aber solche Blöcke gar nicht so einfach zu machen. Die Blöcke waren nicht komplett durchgetrocknet (das braucht viele Wochen Zeit) und platzten beim Brand. Damit wir trotzdem Hühnchen am Spieß braten konnten, griffen wir zu einer Notlösung und ich schusterte aus stinknormalem ungemagerten Künstlerbedarfs-Ton zwei ungebrannte Blöcke zusammen, die wir im Feuer der Herdstelle dann noch „backen“ (brennen kann man das ja gar nicht nennen) wollten, damit wir wenigstens irgendwas in der Hand hatten. So übel sahen die dann auch gar nicht aus.
Und funktioniert haben sie alle Mal super.
Wir ließen sie dann anschließend direkt auf der Burg liegen, da uns schon klar war, dass sie ungebrannt kein ewiges Leben haben würden und baten die kommenden Gruppen darum, sie vielleicht mal mit ins Feuer zu legen, auf dass sie vielleicht doch noch haltbar werden.
Leider nahmen sie uns das miese Herbstwetter in Kombination mit dem viel zu instabilen feinen Ton und der Lage am Feuer übel und sind zerbrochen. Jetzt warten wir halt wieder auf die Blöcke vom Profi :-) . Mehr darüber könnt ihr bald auf Nikolaus‘ Blog lesen.
PS: Das Hendl war übrigens köstlich!
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