Ein Badehut aus dem (späten?) 14. und 15. Jahrhundert
Als Gast lieber Darstellerfreunde aus Süddeutschland war ich letztes Wochenende Teil der Mittelaltertage im Freilandmuseum Bad Windsheim.
Anlässlich des 700 Jahr Jubiläums der Spitalsstiftung in Bad Windsheim gab es im nahe gelegenen Museum Kirche in Franken eine Sonderausstellung zum Thema des mittelalterlichen und neuzeitlichen Spitalswesen, bei deren Aufarbeitung zwei der federführenden Darsteller für unser Event mitgeholfen hatten.
Dieses Jubiläum hatten wir uns also als Thema genommen für unseren Teil der Veranstaltung und so konnten wir in 3 Häusern unterschiedlichste Stationen und Aspekte des Spitalswesen zum Ende des 14. Jahrhundert zeigen. Eigentlich greift das alles schon zu weit, denn einen detaillierten Bericht zu diesem Event wird es noch an anderer Stelle geben.
Jeder kümmerte sich um die Präsentation eines speziellen Teilthemas und wir von der IG14 hatten uns aufgrund unserer Vorerfahrungen gemeldet für die Gestaltung der spitalseigenen Badestube. Dafür brauchte ich nun noch ein bisschen Equipment.
Bei meinen Recherchen kam mir dann in Textquellen immer wieder der Badehut unter, den die Badegäste scheinbar in der Schwitzstube trugen (zu mehr Informationen zum Badevorgang kann ich nur unser Video zum Thema empfehlen). Für unsere ersten Versuche hatten wir, weil wir nichts anderes da hatten, einfach normale Strohhüte verwendet, die Abbildungen aus dem 14. und vor allem dem 15. und 16. Jahrhundert zeigen aber ein relativ einheitliches Modell. Eine Art Pillbox, manchmal mit einem Nüppel oben drauf.
Zuerst dachte ich immer, das, was man hier zB sieht wäre ein Haarnetz, wie es auch in der Wenzelsbibel zu Hauf an den Bademägden zu finden ist. Kann es auch nach wie vor sein. Vergleicht man aber spätere Abbildungen damit, so könnte man es auch durchaus als Badehut interpretieren.
Überzeugt euch hier selbst in meiner Bildquellensammlung
Da die meisten Abbildungen so aussehen, als handle es sich dabei um einen Strohhut und es im Gedicht vom Stroh vom König von Odenwald aus dem frühen 14. Jahrhundert heißt „Von Stro badehuete geben guet gemuete„, hab ich meine Strohbandtechnik ausgepackt und die Form ging sehr gut von der Hand. Sogar den kleinen Nüppel konnte ich imiteren (auch wenn ich da absolut nicht sicher bin, dass der aus Stroh sein soll).
Eine Badhaus Ordnung aus dem 17. Jahrhundert erklärt solche Arbeiten wie das Badhutflechten übrigens zur Aufgabe der Bademägde und -knechte: „Sy sulln auch das laub em anburten und zu bädln pintn als ihm zehaim der maister bedarf… und Sy sulln auch dy huett flechtten und setzen alsvil er ir bedarf“
Dieser erhaltene Badehut von Philippine Welser aus dem 16. Jahrhundert (heute im Schloss Ambras) bestätigt das Material Stroh und die Form auf jeden Fall, auch wenn er natürlich viel kostbarer ausgeführt ist.
Zum Weiterlesen:
Im Städtischen Bad vor 500 Jahren – pdf
Der Artikel zu unserem Video über Badehäuser des 14. Jahrhunderts in Wien
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