Ausflug zu Oma – Ein Kleid um 1300
Ihr seid ja hier normalerweise in den späten 1340er und frühen 1350er Jahren unterwegs, aber heute gibt es einmal was ganz anderes.
Es zahlt sich ja generell immer aus, ein bisschen Garderobe für außerhalb des eigenen Zeitraums zu haben, um ein bisschen herum zu kommen in Sachen Veranstaltungen. Diesmal war ich eingeladen, als Unterstützungs-Crew für ein 12-13. Jahrhundert Reiterevent auf Burg Abenberg beizuwohnen und natürlich habe ich zugesagt, was eine hervorragende Entscheidung war. Damit ich zum Rest der Partie passte, musste ein Kleid her, das sich deutlich von meinen bisherigen Silhouetten unterschied, also ran an die Nadeln.
Werden sollte es ein Kleid, das ungefähr in die Zeit des ausgehenden 13. Und beginnenden 14. Jahrhunderts passt.
Die Quellen zeigen da eigentlich durchgehend locker sitzende, in der Taille gegürtete Kleider mit eher engen Ärmeln (meine sollten nicht zu eng anliegen, um noch damit arbeiten zu können) und entweder keinen oder einen Schlüssellochausschnitt, immer wieder auch mit Fürspan geschlossen oder offen gelassen.
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg164/0015/
http://www.e-codices.unifr.ch/en/list/one/fmb/cb-0075
http://www.e-codices.unifr.ch/de/list/one/vad/0302
https://realonline.imareal.sbg.ac.at/detail/nr-003394E/
https://realonline.imareal.sbg.ac.at/detail/nr-007862/
https://realonline.imareal.sbg.ac.at/detail/nr-007863/
Theoretisch könnte man ein Modell wie dieses auch länger verwenden und zwischen 1250 und 1350 tragen, halt für wirklich einfache, konservativ gekleidete Darstellungen. Darüber hinaus müsste man zumindest die Verschlussart des Halsausschnittes noch mal dringend überdenken, um es z.B. noch bis Ende des 14. Jahrhunderts als Überkleidung für kalte Tage nutzen zu können.
Umgesetzt habe ich es in naturbraunem Wollköper (2/2er Köper), genäht mit naturbraunem Wollnähfaden. Ausnahmsweise einmal mit Kappnaht statt Schmetterlingsnaht, weils schneller fertig werden musste.
Die Konstruktion ist mit je einem Front- und einem Rückenpanel und 4 Geren an den Seiten wirklich einfach gestaltet, bei den Ärmeln habe ich eine leichte Armkugel und eine Ärmelgere verwendet, die sich aus den Abschnitten des Unterarms ergibt (siehe meine Skizze). Den Halsausschnitt schließt eine einfache Fibel im Schlüsselloch-Schlitz.
Wie immer habe ich auch für dieses Kleid eine Skizze vom Zuschnitt gemacht, weil ich finde, dass das die verständlichste, Stoff sparenste und einfachste Art ist, Kleidung im 13. und 14. Jahrhundert zu planen und zuzuschneiden. Das Einsetzen der Ärmel zeige ich hier noch mal näher.
Und so sieht das Ganze dann angezogen aus.
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