Eine Ledertasche

23.10.2017 von Rotschopf in Equipment und Sachkultur, Kleidung, Leder

Nun habe ich ja nicht mehr – wie früher, als ich als Gromibesucher noch Mehrtagesaufenthalte auf Märkten eingelegt habe – so viel mitzuschleppen. Feuerzeug, Handy, 2L-Metflasche, 300 EUR, um sie überteuertes Fastfood oder Schmuck rauszuhauen, Mantel, Flöte, Becher, Jause. So sah mein Gepäck damals immer aus. Was ich heute auf einer Veranstaltung direkt dabei habe, ist allenfalls mal ein Messer und das kann ich an meinen Gürtel hängen, oder wie bei meinem praktischen Klappmesser in mein Beutelchen stecken.

Aber die Kamera, mit der wir unsere Veranstaltungen immer dokumentieren, muss außerhalb der Verwendungszeit irgendwo Regensicher und Besucherblicksicher untergebracht werden und so war ich auf der Suche nach einer passenden kleinen Tasche, in der sie Platz findet.

Hier habe ich Bild- und Fundbelege gesammelt, die ihr euch anschaun könnt, um zu wissen, wovon ich ausgegangen bin, denn ich habe ein paar Elemente kombiniert.

Ich wollte eine kleinere Tasche und mit halbrundem Deckel, weil das doch öfter zu sehen ist in unserer Zeit. Und unbedingt aus Leder, denn viele von den Abbildungen sind sehr gut als Leder zu interpretieren, dazu ist Leder robust, Wasserfest und damit super für Reise“gepäck“ geeignet, weswegen ich davon ausgehe, dass die meisten Pilgertaschen auch aus Leder waren.

Mein Mann hat mir dann das Grundmodell genäht und ich hab dieses dann noch mit dem nötigen Schnickschnack versehen.

Weil man es bei solchen Taschen wirklich oft sieht, hab ich Verzierungen mit Tasseln und Türkenknoten dran gemacht. Bildbeispiele gibt es zB hier und hier und hier und hier und hier und hier. Und auch die habe ich aus Leder gemacht, inspiriert von den Ledertassel Funden, die man zB in Schleswig, Greifswald und Konstanz gemacht hat. Und weil es auf den Abbildungen oft nach dem gleichen Material aussieht. Ich überlege auch, seitlich noch mehr Türkenknoten anzubringen, weil man das auch oft sieht, das wird aber eine Fleißarbeit für gemütliche Winterabende sein. Bis die blöden Knoten richtig gesessen haben, das war eine echte Fummelarbeit.

Für den Verschluss hab ich mich für einen Knebel entschieden, wie er hier oder hier oder hier zB zu sehen ist. Gemacht habe ich ihn aus einem zweifach geschlungenen Türkenknoten, der wie ich finde sehr gut in seiner Rolle aussieht. Die Idee habe ich von diesem Bild hier abgeleitet, das einfache Knöpfriegel zeigt und ich dachte, es liegt nahe, wenn schon Türkenknoten an den Tasseln in Verwendung sind, dass auch der Lederknebel ein hübsches Format hat.

Und noch mal in Gefüllt, weil sie da viel besser aussieht.

PS: Die Rundung des Deckels schaut sehr unsauber aus auf den Fotos, aber das muss von der Wellung des Leders kommen, tatsächlich ist sie an sich sauber gerundet.

 

 

Zum Weiterlesen:

Eine weitere Ledertasche vom Kollegen Nikolaus.

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