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Oder: wie der Rennweg zu seinem Namen kam
Man stelle sich vor…
…eine johlende Menge findet sich an den Rändern des frühen Rennwegs bei St. Marx ein, einer Gegend, die in der Zeit unserer Szene noch von Weingärten geziert wird. Es ist ein heißer Junitag und alle sind in Feierlaune. Denn heute, während des Jahrmarkts in der Stadt findet wieder einmal das Scharlachrennen statt.
Fasching – der krönende Abschluss der alljährlichen Narrerei und Tollerei vor der Rückbesinnung auf Gott und das Darben in der Fastenzeit!
Die Tradition des Faschingsfest reicht mindestens bis ins Hochmittelalter zurück.
Firiel hat es ja an anderer Stelle schon einmal kurz und bescheiden erwähnt, ich möchte aber hier einmal ein ganz besonderes Projekt von ihr herausstreichen.
Direkt neben Maria Rotunda, in der Postgasse 4, befindet sich das Wiener Dominikanerkloster. Der Babenbergerherzog Leopold VI. lernte den erst 1216 in Toulouse gegründeten Orden der Dominikaner während des Albigenserkreuzzugs in Südfrankreich kennen und holte ihn um 1226 nach Wien, wo er ihnen ein Hospiz in der Bäckerstraßenvorstadt (zu der Zeit noch zwischen Wienfluss und und der damals noch im Bereich Rotenturmstraße verlaufenden Stadtmauer) zuwies. Wien stellte somit eine der ältesten Niederlassungen der Predigerbrüder dar. Zugleich spiegelt sie die Wirtschaftskraft und die steigende Bedeutung Wiens der damaligen Zeit wider.
Bereits 1225/26 erhielten die Dominikaner von Leopold VI. an der Nordostecke der Stadt, der heutigen Postgasse/Ecke Predigergasse, ein Grundstück, welches sukzessive durch Ankäufe und Schenkungen erweitert wurde.
1237 wurde die Kirche geweiht, zwischen 1240/70 erweitert, 1258 und 1262 wurde sie bei einem Brand zerstört, aber wieder aufgebaut. 1273 wurde der neue Chor eingeweiht, der große vierjochige Chor folgte 1302. Die Einweihung wurde von Kardinal Nikolaus Boccasini OP, dem späteren Papst Benedikt XI., durchgeführt.
Insgesamt dauerten die Bauarbeiten der gotischen Kirche von 1283 bis 1447 an.
Versteckt zwischen Köllnerhofgasse, Sonnenfelsgasse, Schönlaterngasse und Fleischmarkt liegt der idyllische Heiligenkreuzerhof, dessen heutiges Bild durch die letzten Umbauten im 18. Jh. geprägt wurde.
Die Badestube „Zu den Röhren“ ist heute nicht mehr als solche zu erahnen, weder ein Schild des Denkmalamts noch der Name eines Lokals würden darauf hinweisen. Situiert im Bereich der heutigen Kleeblattgasse 5-7 sowie Kurrentgasse 8 befindet sich die ehemalige Judenbadestube nahe dem Schulhof (seit 1437 Judenplatz) und dem im Verlauf des Mittelalters darum entstandenen jüdischen Stadtteils.
St. Ruprecht wurde der Legende nach auf der Fläche des ehemaligen römischen Legionslager Vindobona von den Missionaren Cunald und Gisalrich, Gefährten Ruperts aus Salzburg, im Jahr 740 gegründet, wie uns das erste Mal 1546 Wolfang Lazius in seiner Geschichte Wiens („Vienna Austriae“) berichtet.
Recherche bringt einen unweigerlich auf Neues; so auch dieses Wochenende beim Durchklicken durch hunderte Abbildungen aus dem14. Jahrhundert aus dem österreichischen Raum.
Dabei stießen wir in der Lilienfelder Concordantiae Caritatis, aus der Mitte des 14. Jh. auf eine als“Tugendturm“ ( fol. 259 r.) bezeichnete Seite. Für ein gefälliges, tugendhaftes Leben sollten dabei folgende Gebote eingehalten werden:
1. Empfahe die heilige (N)oelung (Empfange die heilige Ölung/Sakramente)
2. Hab trewe deiner chonschaft (?) (Sei deiner Sippe/Verwandschaft treu)
3. Phlig des glubs dem tauffe (?) (Lass dich taufen) (mehr …)