20 000 kleine Löcher – ein Seidenhaarnetz
3 Jahre. So lang hab ich dieses blöde Haarnetz jetzt mitgeschleppt, immer mal wieder ein paar Maschen gemacht, dann wieder die Motivation verloren, in die Ecke geworfen, beim nächsten Mal wieder rausgeholt. Jetzt ist es endlich fertig. Etwas über 20 000 Knoten hab ich reingemacht.
Das Material ist Maulbeerseide von Marled Mader von Archäotechnik Textile Fläche, die ich allerwärmstens weiterempfehlen kann für alle eure Netz-, Stick-, Strick- und Webprojekte. Meine Stärke ist 40/2 NM, aber die Originale sind oft mit noch dünnerem Garn gemacht. Gefärbt ist die Seide mit Reseda/Färberwau.
Gestartet habe ich mit 50 Maschen und nach 3 Erweiterungsreihen waren es dann 400 Maschen pro Reihe.
Man kann sehen, dass auch ein paar kleinere Fehler und Unregelmäßigkeiten drin sind. Ich hoffe, dass sich die meisten durch das Tragen noch anpassen, weil die Maschen sich noch immer leicht bewegen im Gewebe.
Von der Lösung der Fassung in der Mitte bin ich nicht unbedingt begeistert, ich überlege derzeit noch, wie ich das Lösen kann, ohne es einfach zusammenzuwursteln in der Mitte, auch wenn das bei einigen Originalen der Fall ist. Vielleicht finde ich da beim Anbringen der Stickarbeiten noch eine dekorative Lösung.
Eigentlich war es insgesamt gar nicht so viel Arbeit. 40 Arbeitsstunden hab ich ausgerechnet, braucht man ungefähr, ca. 7 Sekunden pro Masche, wenn man durchgehend weitermachen würde. Aber so fein mache ich wohl keines mehr. Es zahlt sich einfach nicht aus.
Etwas mehr zum Netzen allgemein findet ihr in diesem Artikel von mir.
Binden werde ich es für den Moment noch mit einem fingergeloopten Seidenbändchen, ich hätte allerdings gerne in näherer Zukunft noch ein brettchengewebtes Bändchen um den Rand, mit dem man es dann auch im Nacken binden kann. Das Haarnetz aus dem Germanischen Nationalmuseum hat z.B. so eines.
Und auch besticken möchte ich es über kurz oder lang noch, denn dafür finden sich viele erhaltene Beispiele. Das kann man ganz simpel wie beim Haarnetz aus dem Germanischen machen, aber auch so richtig Bling-Blingy, wie bei diesem auf den ersten Blick unspektakulären Fund hier, der mit Gold- und Silberlahn bestickt wurde (Benutzt die Zoom-Funktion!). Wie geil muss das ausgesehen haben, als der Lahn noch blank und glitzrig war??
Aber jetzt bin ich erst mal froh, dass meine Bürgerin einen angemessenen Unterbau für den Seidenschleier hat. Das nächste Projekt, um diese Darstellung aufzuwerten, ist schon in Planung.
Zum Weiterlesen:
Therese Dillmont – Enzyklopädie der weiblichen Handarbeiten
Katrin Kania – Kleidung im Mittelalter
Ein Herrenhaarnetz aus dem 14. Jahrhundert
Einige Ressourcen zum Thema Netzen
Meine Pinterestsammlung zum Thema
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