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Ein kleines Work-in-progress für dazwischen:
Ich schlag mich ja nun schon eine Weile mit dem Stricken herum. Grundsätzlich ist mittelalterliches Stricken ja nicht besonders kompliziert, man muss ja nicht irgendwelche aufwändigen Zopfmuster und Stiche erlernen, mittelalterliche Strickereien beruhen, soweit ich das an vorhandenen Stücken gesehn habe, fast ausschließlich auf Sockenstich (rechte Maschen hin, linke zurück), der mit Norweger-Technik mit Mustern versehen wird.
ABER die historischen Stücke bestehen alle aus sehr feinem Seidengarn und dafür benötigt man sehr dünne, aber trotzdem stabile Nadeln. Nikolaus hat mir nun wirklich sehr schöne dünne gemacht und so hab ich mich jetzt einmal an die Arbeit gemacht, ich verwende dafür gezwirntes, pflanzengefärbtes Garn in braun und grün von Marled Mader, ein kleines Beutelchen für Nikolaus solls werden.
Eigentlich hatte ich ja zwei hervorragende lederne Strumpfbänder mit Schnalle besessen, aber diese sind wohl irgend einer Veranstaltung zum Opfer gefallen, denn irgendwann waren sie spurlos verschwunden.
Also mussten neue her. Diesmal aus Wolle.
Wie bereits vor einigen Wochen berichtet, habe ich mir für dieses Jahr ein stilltaugliches Kleid genähtwelches gottseidankauch trotz definitiv größerer Brustweite als beim Zuschneiden im Herbst noch gut passt.
Einzig die Ärmel werde ich wohl nochmals neu nähen müssen, da die schon vorher eng waren, jetzt aber irgendwie unangenehm sind, aber gut, das ist weiters kein großes Drama!
Heute kamen wir endlich dazu das Kleid jedoch dem eigentlichen Zweck hin auf Praktikabilität zu untersuchen. Als Unterkleid diente eines meiner alten Unterkleider, welches mittig einen Schlitz bis knapp unter der Brust bekam.
Beutel sind ja immer so ein schönes nebenbei-Projekt, das schnell zum Ende führt und den Reenactor schnell glücklich machen kann.
Mehr aus Langeweile hab ich neulich aus einem Reststück Fischgratköper (von Sirko Galz) in braun und weiß dieses Goldstück hier produziert. Die Nestelschnüre und Quasten sind aus pflanzengefärbter Realseide (von Renate Palenga), in Waid und ich glaube Zwiebel oder so.
Mit dem Stoff und den gewählten Pflanzenfarben sicherlich kein Stück, das ich jetzt als repräsentativen Almosenbeutel für meine Darstellung zeigen würde, allerdings wie ich finde ein gelungenes wirklich hübsches Übungsstück, bei dem ich auch keine zu großen Probleme hab, es auch mal auszuführen mit einem Sonntagskleid.
Nach einigen Monaten des Wartens war es heute endlich soweit: Mein Nachbar brachte mir das Paket mit Sirkos handgewebtem Stoff vorbei! Und ich sag euch eines: dieses Stöffchen ist ein Traum!!
Auch Sirkos Kundenbetreuung ist sehr löblich – längere Wartezeiten muss man zwar einkalkulieren, immerhin handelt es sich bei dem Produkt auch um Handarbeit, und Sirkos Auftragsbuch ist immer ordentlich gefüllt, jedoch steht Sirko jedem Wunsch offen gegenüber! Ausgangspunkt war ein Textilfund des 14. Jh. aus London, wobei ich hier natürlich die Farbe auf meine Wünsche anpassen ließ (Reseda, Krapp, Waid); bereits bei der Erstellung des Musters stellte sich Sirko als kompetenter Partner in der Beratung der Möglichkeiten hinsichtlich Bindung & Material heraus! Und vor knapp einem Monat ging es schließlich an die Umsetzung…
Jetzt sind ja doch schon zwei Wochen seit dem letzten „Teaser“ her, und ich kann nur sagen: es fehlt nur noch die Ärmelversäuberung, und dann ist das Kleid bereits schon wieder fertig. :)
Trotzdem möchte ich euch einige Aufnahmen von der Knopfleiste im Brustbereich nicht vorenthalten.
Insgesamt habe ich 22 Stoffknöpfe angebracht; die Nestellöcher wurden mit rosa Rotholz-Seide eingefasst. An die Unterseite der Knopfleisten, ebenso wie im Bereich des Halsausschnittes habe ich hellblaue, mit Waid gefärbte Seide angebracht.
Die Praxis dieser Versäuberung lässt sich beispielsweise im Londoner Fundkomplex nachweisen.
Die oben genannten Verarbeitungsschritte werde ich nun in den kommenden Tagen auch an der Knopfleiste im Ärmelbereich anwenden. Hier wird die Knopfleiste bis zum Ellbogen hinauf laufen, d.h. insgesamt 16 Knöpfe/Arm. Und – so meine Zeiteinschätzung richtig ist – wird das Kleid dann am Samstag gleich auf der Burg ausgeführt werden :)
Knöpfe im Ärmelbereich sind in der Frauenmode ab ca. 1310 in Österreich von zunehmende Häufigkeit, im Brustbereich gibt es Bildbelege u.a. im Speculum Humanae Salvationis, Cod. 2612, fol. 36 r. (1330-1340 datiert), aber auch in der Murauer Stadtpfarrkirche St. Matthäus am Fresko der Hl. Martha (1345/1355 datiert).
Wie ihr wisst, bin ich im täglichen Leben ja im Kindergarten als Pädagogin tätig. Damit einher ging irgendwann eine natürliche, & extreme Phobie vor allem was rosa ist – ein Übermaß an Barbie, Prinzessin Lillifee & Co sind schuld ;)
Trotzdem… irgendwie kann ich diesem pinken Rotholz-Touch nicht widerstehen! Und daher wurden damit auf der Liechtenstein gleich 6 m Wollstoff für ein neues Nähprojekt, vom Stil her einordbar etwa in die 1350-1360er Jahre, in einem wunderbaren hellen rosarot gefärbt. Mehr verrat ich euch noch nicht – die Finger glühen ohnehin bereits ordentlich, weshalb ich hoffe dass es bald finale Bilder geben wird -, aber soviel sei noch gesagt: es wird Knöpfe geben… viiiiele, viiiele Knöpfe ;)
Schon lange liebäuglen wir mit einem bunt gemusterten Wollstoff, und nun war es letzten Sommer endlich soweit, dass wir den Auftrag dahingehend auch abschicken konnte. Nach langen gemeinsamen Planungen mit Sirko Galz, unserem Handweber des Vertrauens, ist der Stoff nun endlich in Arbeit und wird wohl in kurzer Zeit auch hier bei uns eintreffen!
Der Wollstoff in Leinwandbindung ist nach einem Londoner Textilfund des 14. Jh. abgeleitet, auch wenn die Farben nach unserem Geschmack angepasst worden sind. Gefärbt wurde das Garn mit Waid, Krapp und Reseda.
Nun heißt es nur noch sich für den genauen Schnitt zu entscheiden… bin da noch unschlüssig welche Art Überrock es werden soll…
Vergangenen Samstag startete nach einem eher kurzen Winter die heurige Saison auf der Burg Liechtenstein mit dem „Lebendigen Museum“!
Durch Krankheiten/Verhinderungen war das Belebungs-Team zwar etwas kleiner als üblich, nichtsdestotrotz genossen wir den Tag in den – aufgrund der Jahreszeit noch etwas kühlen – Gemäuern der Burg.
Der 1. Termin dieses Jahres stand unter dem Motto „Vom Schaf zum fertigen Gewand“. Anhand von verschiedensten Objekten versuchten wir den Besuchern die Stoffherstellung am Beispiel von Wolle, Flachs und Seide sowie die möglichen Verarbeitungsmöglichkeiten in den jeweiligen Schritten zu erklären und mit entsprechenden Schaumaterialien zu unterlegen. Weitere Schaustücke zum Weben, Netzen, Nadelbinden / Stricken, Nähen, Färben etc. standen an unserem Schautisch zur Verfügung, weiters gab es zum Inhalt unseres Modulschwerpunktes ein ausführliches, mehrseitiges Handout zum Mitnehmen.
Seit dem Wochenende ist hier in Wien endlich der Winter angekommen. Eiseskälte, auch etwas Schnee… was wollen wir mehr ? Nun schwebte uns schon seit längerem die Idee einer Fotosession im Winter im Kopf herum, doch bisher hat einfach das Wetter nicht mitgemacht. Somit wurde sehr spontan für diesen Sonntag hoffnungsvoll ein Termin anberaunt, um diesen Plan auch – sofern bis dahin der Schnee mitspielt – endlich in die Tat umzusetzen.
Allerdings: Ich bin ohnehin schon die Frostbeule in Person, und meine Hände vertragen Kälte noch dazu so garnicht, kurz: Es mussten Handschuhe her! Ansich hatte ich vor Jahren bereits ein Paar genadelt, doch wie es so ist: Sucht man was, findet mans definitiv nicht. Also startete ich den etwa 10-stündigen Notfallsplan Fäustlinge.