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Kürzlich habe ich für einen Herrenrock ein paar Knopflöcher gemacht, da zeige ich doch gleich, wie die versäubert werden.
Eigentlich war ja ein Naschmarktbesuch (nach langem war der Flohmarkt auch mit brauchbaren Objekten, wie z.b. einer gigantischen Rolle handgesponnenem Leinengarn gesegnet) und danach gemütliches Nähen zu zweit geplant… Im Endeffekt trafen Niko, Karl, Sonja, Agnes und Christina sich dann spontan zu einem langen Bastelnachmittag/-abend, und – im Unterschied zu manchen anderen Treffen, bei denen mehr geplaudert worden war – waren wir diesmal auch „erschreckend“ produktiv. Niko stellte ein Paar Hosen beinahe fertig, Sonja begann ein Schürzenprojekt, Karl nähte eifrig Schuhe, und Agnes fitzelte an Rengers Rock und den dazugehörigen Knöpfen stundenlang herum, damit dieser endlich fertig wird.
Im 14. Jahrhundert in Wien gibt es vermutlich so viele Varianten, Schleier zuzuschneiden, anzustecken und zu tragen, wie es Frauen gibt. Hier geht es um Überlegungen zum Zuschnitt von klassischen Schleiern.
Schon seit längerem bin ich mit meinem alten, noch aus Wollstoff gefertigten Almosenbeutel nicht mehr besonders glücklich, gibt es doch so viele wunderschöne Seidenalmosenbeutel da draussen. Und die Färbeergebnisse mit Kreuzdornbeere auf Seide hatten es mir gestern einfach zu angetan, um widerstehen zu können!
Also entstand ein Seidenbeutelchen (außen grün mit Kreuzdornbeere-Waid, Innefutter nur gelb mit Kreuzdornbeere gefärbt) mit Nestelbändern und Quasten aus Seidengarn (ebenfalls Kreuzdornbeere). Genäht wurde der Beutel ebenfalls mit entsprechendem Seidengarn.
Jetzt wo Firiel ja immer so viel Seide färbt in allen Farben des Regenbogens, rückt bei uns das Seidenthema noch ein bisschen mehr in den Vordergrund. Dazu überlegen wir ja schon länger, wie wir am Besten Kilometer von Seidenfaden von den Kokons abspulen (ein Kokon kann bis zu 2 km Faden beinhalten). Eine Haspel mit Aufhängung und Kurbel musste her, die die Handgelenke schont, denn die Seidenfäden, die um ein vieles dünner als Haare und ein hundertfaches länger als selbige sind, kann man nur bei guter Kondition und mit viel übriger Zeit und Geduld per Hand abwickeln.
Eigentlich sollte ich mich schämen, dass ich solange an diesem Projekt herumlaboriert habe… Immerhin habe ich den Stoff damals in Hartberg, also vor ca. einem 3/4 Jahr bereits in einem hellen krapprot gefärbt gehabt – und der Großteil war bereits im Januar verarbeitet. Aber ihr kennt das sicher: Versäubern ist ein nervenaufreibendes Geduldsspiel ;)
Wie ihr ja wisst, waren wir in Carnuntum hin und weg von dem mit Reseda-Waid wunderschön grün gefärbten Seidengarn. Endeffekt: statt für eine Garn zu färben, waren es plötzlich 4 Leute (d.h. 3 + ich) die unbedingt dahingehend ein Inventar zum Sticken, Nesteln, Präsentieren etc. aufbauen wollten – mit dem Nebeneffekt, ich bin nun endgültig im Färberausch!
Gerade im 14. Jh. häufen sich zeitgenössische Abbildungen zu Schürzen, beispielsweise im Lutrellpsalter am Beispiel einer Dame mit an der Hüfte gebundener Schürze beim Füttern von Hühnern; aber auch Handwerker, wie bsp. Schmiede, tragen zunehmend Schürzen.
Heutzutage dienten die Schürzen per sé der Sauberkeit/Hygiene, und sollen die Kleidung vor Schmutz schützen. Dieser Gedanke ist jedoch – anders als man vielleicht anzunehmen vermag, eher moderner Abstammung.
Niko hat uns heute den Tag versüßt: Mit Bildern unseres neuen Wäschebleuels aus Buchenholz.
Zur Rekonstruktion hielten wir uns an Abbildungen des Spätmittelalters zum Thema Wäsche waschen, sowie an Vergleichsobjekte aus dem bäuerlichen Umfeld Österreichs des 18./19. Jh.
Ergänzend gibt es auch noch einen Fund aus Schleswig.