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Seit 7 Jahren trage ich nun also meine naturfarbenen, praktischen Kleider und verrichte den Tag über schmutzige Arbeiten, schmier meine dreckigen Hände in die Wolle und flicke hier und dort meine Mottenlöcher und Risse.
Irgendwann will ich aber auch mal so hübsch und farbig rumlaufen wie die Kollegen im Verein und drum kündigte ich nun seit einigen Jahren an, ich werde mich nun auch mal endlich an meine Mittelschichtlerin machen, meine Bürgerin. Und nachdem die Kollegen jetzt 3 Jahre nur geschmunzelt haben und „Jaaajaaa, du mit deiner Bürgerin“ gesagt und ich ein Jahr mit der problematischen Bestellung des passenden Stoffes rumgeschissen hab, konnte ich endlich das Kleid umsetzen.
Durch einen Post von Zeitensprung habe ich schon vor einiger Zeit darüber nachgedacht, dass ich ja eigentlich auch einmal so ein Nackenrollen-Kissen bräuchte für meine historische Bettsituation. Und nun endlich habe ich auch eins für mich umgesetzt.
- Tod Mariens, um 1370, Altar von Schloss Tirol, Innsbruck, mit freundlicher Genehmigung von Imareal
- König David und Abischag, um 1336, cod. 168,I, fol. 175r, Benediktinerstift St. Lambrecht, mit freundlicher Genehmigung von Imareal
- Geburt des Hl. Nikolaus, um 1475, Filialkirche St. Nikolaus, Klerant, Südtirol, mit freundlicher Genehmigung von Imareal
Dass ich meinem Mann für Veranstaltungen ein komplettes schlichtes Ensemble gemacht hatte, habt ihr ja auf diesem Blog bereits lesen können.
Dann habe ich per Zufall online 3 Meter wunderschönen indigogefärbten Wollköper erstanden. Und weil ich ohnehin auf eine etwas bessergestellte Darstellung hinarbeite, dachte ich, dann mache ich auch was für ihn, während ich auf meine Materialien warte.
Ich hatte ja, wann immer ich bisher gesponnen hab, immer aus der Hand gearbeitet (was in Zug und Ubahn natürlich völlig ausreicht) oder einen Spinnrocken geliehen bzw von meinem modernen Spinnrad abgenommen. Damit war ich schon länger nicht zufrieden und im Zuge meines Themeninteresses an Schäferabbildungen dachte ich darüber nach, mir doch noch einmal einen ganz einfachen zuzulegen (und später noch mal einen tollen mit so richtig schönen Drechselarbeiten und auf einem Steher).
Der Besuch von Schloss Gottorf im Sommer brachte mir dann endlich den fehlenden Anstoß. (mehr …)
http://matsukazesewing.blogspot.co.at/p/repairs-on-extant-medieval-garments.html
http://www.medievalsilkwork.com/2013/10/mending-old-shirt.html
Flicken in einem der Herjolfsnes-Kleidungsstücke
Invisible Mending at the Shroud of Turin
Darning in clothing of the late antiquity
http://larsdatter.com/patched-clothing.htm
https://realonline.imareal.sbg.ac.at/detail/?archivnr=004031
https://realonline.imareal.sbg.ac.at/detail/?archivnr=001975
https://realonline.imareal.sbg.ac.at/detail/?archivnr=002299
Und weil ich jetzt eine hirtische Waffe hab und eine hirtische Flöte, dachte ich mir, ach komm, da is es ja nimmer weit bis zur Hirtin oder? Auch wenn ich vermutlich nie Gelegenheit haben werde, mal ne Schafherde zu hüten bei einer Veranstaltung, wenns doch mal so weit sein sollte, hab ich eine Ausstattung :-)
Nur eine Kleinigkeit heute, ich hab mich im Brettchenweben versucht und etwas nützliches aus meinem ersten, noch etwas wackeligen Stück gemacht. (mehr …)
Eigentlich war mein Plan ja ein ganz andrer. Nämlich ein normales Haarnetz für einen Mann zu machen. Vorbild war mir das Haarnetz aus dem Germanischen Nationalmuseum Nürnberg, das dort als Männerhaarnetz eingeordnet worden war. Es hatte mit einem Scherz begonnen („Höhö, ein Männerhaarnetz, ich knüpfs, wenn dus aufsetzt!“ „Passt.“) und wurde dann bitterer Ernst. Karl, mein IG14-Kollege hatte extra sein Haupthaar gezüchtet, damit wir das ausprobieren konnten.
Auf Nachfrage teilte man mir allerdings von Seiten des Museums mit, aufgrund eines Hochwassers in der Elisabethkirche vor der Aushebung des Landgrafengrabs, könne man nicht davon ausgehen, dass dieses Haarnetz explizit ein Männerhaarnetz ist, was auch in neueren Publikationen bereits so dargestellt wird. Aber die Haare sind da und wollen gebändigt werden!
Ich möchte euch heute nur einen kleinen Einblick geben in mein neues Hobby im Hobby, das Filetknüpfen. Bare with me, für euch ist das vielleicht ein alter Hut, aber ich bin grad ganz begeistert.
Leider ist dazu online nicht so viel zu finden, wie man sich wünschen würde. Vor allem nicht, wenn man eine mittelalterliche Knotentechnik verwenden möchte, denn genügend Omis gibt es da draußen scheinbar noch, die wirklich hübsche Tischdeckchen in der Technik machen. Sehr weitergeholfen hat mir dann diese Anleitung hier von Via Nostra (vielen Dank!), die sich nach Therese de Dillmont und Katrin Kania richtet.
Und ich hab einfach mal meinen Mann gebeten, einmal mitzufilmen, wenn ich netze.
So, ähem, ähem, jetzt hab ichs aber ordentlich lang schleifen lassen, dabei ist die Klamotte längst fertig….
Die Suche nach dem Herrenpfait auf Abbildungen in und vor unserer Zeit und vor allem unserer Region war gar nicht mal so einfach wie ich gedacht hatte. Tatsächlich gibt es zwar einige Abbildungen, auf denen das Pfait unter dem Rock hervorlugt, aber auf kaum einem sieht man mehr als einen dünnen Streifen Stoff.
Folgende Abbildungen hab ich mir dazu notiert: (mehr …)